Depressionen – erkennen, verstehen & hilfreich reagieren

Karin ist seit langem als Supervisorin für die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der SOS Detresse tätig. Nun bieten wir erstmals in Kooperation mit SOS Detresse ein Weiterbildung zum Thema Depression an.

Sehr viele Menschen sind von Depression betroffen. 15 – 17% der Bevölkerung erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer Depression.

Das seelische Leiden von Betroffenen ist gross und schwer für Nicht-Betroffene schwer nachzuvollziehen. Die Suizidrate ist entsprechend hoch.

In dem VORTRAG ist unser zentrales Anliegen, zu einem besseren Verständnis von depressiven Menschen beitragen – denn darunter leiden sie neben ihren belastenden Symptomen: dass niemand versteht, warum sie nicht einfach aufhören zu grübeln, in Trauer zu versinken, zu leiden, warum sie nicht einfach ihr Leben aktiv in die Hand nehmen – viele verstehen es nicht und sie selber oft auch nicht. Wenn es gelingt, depressive Menschen zu ent-schuldigen – sie trifft keine Schuld, sie könne sich selbst und die Welt nicht anders erleben als wie sie es tun – das ist in Bezug auf Suizidprophylaxe oft schon die halbe Miete.

Für Mitarbeiterinnen der Telefonseelsorge ist es wichtig, Depressionen zu erkennen, zu verstehen und auf eine hilfreiche Art zu reagieren. In dem eintägigen WORKSHOP werden wir alle drei Aspekte vertiefen.

Wir freuen uns auf die Arbeit mit dem engagierten Team der luxemburgischen Telefonseelsorge!

Zielgruppe: Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen von SOS Detresse
30.01.09 19.00 Vortrag mit anschliessender Diskussion
31.01.09 ganztägiger Workshop
Referentinnen: Karin Weyer & Susanne Stroppel

Qualität in der Klein(st)kindbetreuung bedeutet Beziehung

Ein kleines Baby bringt die Bereitschaft, sich zu entwickeln, mit auf die Welt. Es muss nicht “gefördert” werden. Was es allerdings braucht sind Erwachsene, die für sein körperliches und seelisches Wohlbefinden sorgen. Auf dieser Basis entwickelt sich das Baby aus sich heraus.

Auf der seelischen Ebene müssen sich Säuglinge und Kleinkinder in aller erster Linie geborgen und sicher fühlen, um sich gesund zu entwickeln. Geborgenheit und Sicherheit erlebt ein kleines Kind ausschliesslich in Beziehung zu einer vertrauten Person.

Aus Perspektive des Kindes bedeutet Geborgenheit und Sicherheit: „Ich fühle mich nicht allein gelassen. Eine vertraute Person ist jederzeit für mich da. Meine Bedürfnisse nach Körperkontakt, liebkost und gestreichelt werden, nach Blickkontakt und Ansprache, nach Essen, Schlafen und Bewegung werden ausreichend befriedigt.“

Wenn ein Kind diese Erfahrungen macht, bildet sich folgendes Grundgefühl: „Ich fühle mich aufgehoben. Die Welt ist ein sicherer Ort. Die Menschen sind mir wohlgesonnen. Wenn ich Hilfe und Schutz brauche, erhalte ich sie“.

Dieses Grundgefühl ist sowohl Voraussetzung für Lernen als auch für die Entwicklung von Vertrauen – in sich, in andere Menschen, in die Welt.

In dieser Weiterbildung wird die Gestaltung der Säuglings- und Kleinkindbetreuung in Bezug auf das Bedürfnis der Kinder nach Geborgenheit und Sicherheit reflektiert. Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von entwicklungspsychologischen Grundlagen und ihre Anwendung auf die Praxis der Kinderbetreuung.

Herzlich willkommen sind alle pädagogischen Fachkräfte der Säuglings- und Kleinkindbetreuung (0-3 Jahre)!

Datum: 24./25.04.2009 + 12.06.2009
Zeit: jeweils 9.00 – 16.00 Uhr
Zielgruppe: pädagogische Fachkräfte der Klein(st)kindbetreuung in Luxembourg
Referentin: Susanne Stroppel

Anmeldung:
Entente des Foyers de Jour asbl
Formation Continue
5, rue Genistre
L-1623 Luxembourg
Tel.: 00352-460808350

Der Clown sitzt in der Ecke und rauft sich die Haare …

Der Clown sitzt in der Ecke und rauft sich die Haare …

Da wollten welche in einem fernen fernen Land, wo die Unterbringung von Säuglingen und Kleinkindern in Heimen üblich ist, sich anbieten, einem Kind eine Ersatz- oder Zusatzfamilie zu sein.

Der Clown freut sich. Da gibt es Liebe zu verschenken … wie schön!

Je mehr Gespräche mit den Zuständigen geführt wurden, umso deutlicher wurde, dass das nicht ginge, zumindest nicht so und schon gar nicht so einfach.

Das Beste und Einfachste wäre eine Geschlechtsumwandlung, dann gäbe es kein Problem, das wollte aber niemand aussprechen.

Der Clown ist entsetzt und versteht nicht.

Also redete man über voreingenommene Richter, dass das alles keine Diskriminierung sei und über Motorsägen als männlich konnotierten Erfahrungsraum.

Der Clown meldet sich schon mal zu einem Kurs in Baumfällen an … während der Richter sich gemütlich zurücklehnt, sich über den vorauseilenden Gehorsam freut und noch nicht einmal behelligt wird.

Dann sieht der Clown ein Kind das weint. Der Clown ist verzweifelt. Da gibt es Menschen, die Liebe schenken wollen und kleine Wesen die genau das brauchen. Und da gibt es viele Erwachsene, die sich viele wichtige Gedanken machen und vom Wohl des Kindes schwafeln … was es braucht, dass es Mann und Frau sein müssen, sich über doppelte Diskriminierung sorgen … .

Das Kind weint immer noch.

Der Clown hat eine Träne im Auge, schenkt dem Kind einen Luftballon und lässt es im Heim zurück.

Reddemann, Luise: Würde – Annäherung an einen vergessenen Wert in der Psychotherapie

Ich (Susanne Stroppel) bin schon seit langem ein großer “Fan” von Luise Reddemann, gerade weil ich sie in all ihren Büchern und auch Vorträgen immer als sehr wertebildend erlebt habe. Dabei hat sie sich noch nie gescheut, gerade auch Werte zu vertreten, die nicht mehr “in” sind, wie z.B. die des Feminismus.

Nun hat sie einem – aus ihrer Perspektive in der Psychotherapie vergessenen Wert – ein eigenes Buch gewidmet: der Würde.

Wie ist “Würde” definiert? Und was hat Würde mit Psychotherapie zu tun? Wo es doch für uns (Psychotherapeut/innen) selbstverständlich ist, unseren Klient/innen wertschätzend zu begegnen?

Luise Reddemann formuliert “Annäherungsversuche”, die mehr öffnen und anregen, als die Fragen abschliessend beantworten. Hier ein paar “Appetizer”:

Würdevoll ist, wer DAS GESAMTE SPEKTRUM MENSCHLICHER MÖGLICHKEITEN (alle Gefühle, Gedanken, Körperempfindungen und Handlungsimpulse) wahrnimmt und AKZEPTIERT (vgl. S.22).

Würde zeigt sich in in einem WÜRDEVOLLEN UMGANG MIT DEM MACHBAREN BZW. DEM NICHT MACHBAREN (vgl. S. 28). Für Menschen in helfenden Berufen geht es hier um die Spannng zwischen Helfenwollen und Respekt vor der Würde des Kranken. “Ich hörte den Wunsch eines Flüchtlings, der um Verstehen bat, nicht um Hilfe. Hilfe würde ihn klein machen”. (S. 40)

In diesem Zusammenhang gibt es eine WÜRDE DER VERLETZLICHKEIT, die nur achten kann, wer sich selbst mit seiner Ohnmacht und Verletzlichkeit akzeptieren kann (vgl. S. 112).

ZUR MENSCHLICHEN WÜRDE GEHÖRT DAS UNVOLLKOMMENE UND UNVOLLENDETE. Hier zitiet Luise Reddemann Viktor Frankl: “Denn wer da meint, ein Menschenleben müsse ein Schreiten von Erfolg zu Erfolg sein, der gleicht wohl einem Toren, der kopfschüttelnd an einer Baustelle steht und sich wundert, dass da in die Tiefe gegraben wird, da doch ein Dom entstehen soll. Gott baut sich einen Tempel aus jeder Menschenseele.” (S. 112)

Es gibt GESELLSCHAFTLICH BEDINGTE WÜRDEVERLETZUNGEN – Arbeitslosigkeit, Sozialabbau und Armut. Diese als Psychotherapeut/in zur Kenntnis zu nehmen ist Luise Reddemann wichtig. “Können wir ohne Zurkenntnisnahme gesellschaftlich bedingter Würdeverletzungen handeln, unseren PatientInnen helfen? Vielleicht begnügen sich manche von uns etwas zu sehr mit den inneren Vorgängen. Zweifellos gibt es PatientInnen, für die der ausschließliche Blick auf die Innenwelt heilsam ist. Aber sind das nicht die stabileren, die, die in sogenannten geordneten Verhältnissen leben? Was ist mit den vielen, die täglich mehr werden, die das nícht haben? Diesen Verhältnissen keinen Raum in der Therapie geben und hoffen, dass die Therapie schon helfen wird? Nein …” (S.42)

Es gibt “auch so etwas wie eine WÜRDE DES ZORNS ÜBER UNGERECHTIGKEIT, … Empörung über Missverhältnisse” (S. 41).

Das Buch birgt viele weitere anregende Gedanken und auch konkrete Vorschläge für eine würdevolleren Umgang mit unseren Klient/innen.

Lesen lohnt sich – nicht nur für Psychotherapeut/innen, sondern für alle Angehörigen sog. helfender Berufe.

Reddemann, Luise: Würde – Annäherung an einen vergessenen Wert in der Psychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta. 2008. ISBN: 978-3-608-89066-2

Dokumentation der Fachtagung der Zentralen Adoptionsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland: “Gleichgeschlechtliche Paare leben mit Kindern – auch mit Pflege- und Adoptivkindern?”

Die Frage ist: Können Lesben und Schwule überhaupt gute Pflegeeltern abgeben? Ist das Kindeswohl bei dieser Zielgruppe gut aufgehoben?

Was uns im Rahmen unserer Bemühungen, ein Pflegekind bei uns aufzunehmen, begegnet ist:

Kinder brauchen ein männliches Rollenvorbild; Pflegekinder sind sowie schon anders als andere Kinder – sie sollen sich jetzt nicht dadurch noch mehr unterscheiden, dass sie bei homosexuellen Pflegeeltern aufwachsen (“doppelte Stigmatisierung”); Pflegekinder haben das Vertrauen in Frau und Mann verloren – ergo brauchen sie Frau und Mann um dieses Vertrauen wieder aufzubauen; lesbische Pflegeeltern könnten zu wenig männlich konnotierte Erfahrungswelten vermitteln; … oder etwas weniger intellektuell – der Dokumentation der Fachtagung entnommen – “Was zwei erwachsene Männer in ihren eigenen vier Wänden machen, ist mir egal. Aber dass bei denen Kinder aufwachsen, das kann doch nicht sein, das geht zu weit” (S. 8).

Für Dr. Pascal Belling vom Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit (NRW) “handelt es sich im Kern nicht um das Kindeswohl – obwohl dies vordergründig gerade so aussieht! -, sondern es geht um Unkenntnis und Ignoranz, was gleichgeschlechtliche Lebensweisen betrifft und um Phantasien und Ängste, was sich in lesbischen und schwulen Partnerschaften eigentlich abspielt” (S.8). An dieser Stelle möchten wir gerne ergänzen: Es geht auch um Unkenntnis und Ignoranz, was kindliche Grundbedürfnisse betrifft. Was braucht ein Kind, um sich zu einem seelisch gesunden Erwachsenen zu entwickeln? Was braucht ein Kind, um eine stabile (Geschlechts)Identität und ein flexibles Geschlechtsrollenverhalten zu entwickeln? Hat ein Pflegekind, das vielleicht seinen biologischen Vater nie gesehen hat, wirklich das Vertrauen in den Mann (was auch immer damit gemeint ist) verloren? Was braucht ein Kind, das Vertrauen in Frau und Mann verloren hat? Frau und Mann, um wieder Vertrauen zu gewinnen? Oder vielleicht einfach feinfühlige, geduldige, liebevolle, stabile und zuverlässige Menschen die dem Kind helfen, Vertrauen in andere Menschen, in sich und die Welt zu gewinnen? Was sind Anforderungen an gute Pflegeeltern? Welche Voraussetzungen sollten sie mitbringen?

Zurück zur Fachtagung. Für Hr. Dr. Pascal Belling ist “die Beschäftigung mit der Frage, ob Lesben und Schwule überhaupt gute Eltern abgeben können, ob das Kindeswohl bei dieser Zielgruppe gut aufgehoben ist, in Wirklichkeit eine Stellvertreterdiskussion”. Dahinter stehe seines Erachtens etwas ganz anderes. “Nämlich die Gretchenfrage: Was ist meine ureigenste Haltung gegenüber Homosexualität”. Weiter äußert er die Ansicht “dass, wenn Sie in Ihrem Arbeitsalltag mit der Fragestellung “dient das Leben / die Unterbringung bei homosexuellen Eltern dem Wohl des Kindes” konfrontiert werden, dass es dann in aller Regel nicht mit einer rein sachlich-fachlichen Faktenvermittlung oder mit nüchternem Fachwissen getan ist, sondern dass vielmehr so etwas wie eine grundlegende Aufklärungsarbeit zum Abbau von Vorurteilen von Nöten sein wird” (S.9).

Das Leben bei gleichgeschlechtlichen orientierten Pflegeeltern dient ganz ausdrücklich dem Kindeswohl und auch dem Wohl der Gesellschaft.

Dies ist Ergebnis vieler Studien und Erfahrungen und wurde auf der Fachtagung von mehreren Referenten und Referentinnen zum Ausdruck gebracht.

Hier Beispiele für potenziell positive Auswirkungen gleichgeschlechtlicher Pflegeelternschaft:

“Das Leben bei gleichgeschlechtlich orientierten Eltern fördert die soziale Kompetenz von Pflege- und Adoptivkindern … weil lesbische Mütter und schwule Väter erwiesener Maßen eine positive Beziehung zu ihren Kindern aufbauen, eine stabile Umwelt für sie bereit stellen, eine hohe Responsivität (d.h. Reaktion auf kindliche Signale) aufweisen und in ihren Erziehungsmaßnahmen kindzentriert sind und vor allem weil Lesben und Schwule ihre Kinder zu Empathie und Toleranz erziehen”
(Belling, S. 15).

“Kinder können Respekt, Sympathie und Toleranz gegenüber dem mulitkulturellen Umfeld, in dem andere leben, lernen”. (Belling, S.15)

“Sie haben die Chance unterschiedliche Interpretationen des Geschlechtsrollenverhaltens zu erleben und sie haben die Freiheit, in persönlichen und intimen Beziehungen egalitäre Rollen zu entwickeln.” (Belling, S. 15)

“Sie können ein Verständnis dafür entwickeln, dass Familien nicht nur auf biologischen Beziehungen sondern vielmehr auf Liebe, eigenen Lebensentwürfen und freier Wahl basieren können”. (Belling, S.15)

“Die größte Gabe, die homosexuelle Eltern ihren Kinder geben können, ist die Chance, in einem gleichberechtigten Elternhaus aufzuwachsen und ein Bewusstsein für den Wert von Differenz vermittelt zu bekommen.” (Studie der London School of Economics, zitiert von Belling, S.15)

“Unsere Tochter wächst in einem Lebensumfeld auf, in dem sie eine Vielfalt von Lebensformen erfahren kann. Sie lernt anhand unseres Modells, dass man sich aus vielen Möglichkeiten von Rollen und Neigungen einen ganz individuellen Rahmen gestalten kann, der am besten zu einem passt.” (Frau Janto, lesbische Mutter einer 4jährigen Tochter, S. 23)

“Kinder aus Regenbogenfamilien sind für den Umgang mit Vorurteilen gut gerüstet und können ein besonders gutes Stigmamanagement entwickeln, was ihnen auch in vielen anderen Lebenssituationen hilft”. (Karola Berlage und Stefan Meschig, S. 27)

Und last but not least profitiert auch die GESELLSCHAFT von gleichgeschlechtlichen Pflegeeltern:

“Familie verändert sich. Das alte Bild von Vater, Mutter, Kind, Kind verliert mehr und mehr seinen Leitbildcharakter. Mit dem Wandel der Geschlechterrollen, der Emanzipation wird die Familie bunter.” (Markus Schnapka, Landesrat)

“Regenbogenfamilien tragen dazu bei, dass unsere Welt vielfältig und bunt bleibt” (Karola Berlage und Stefan Meschig)

“Regenbogenfamilien tragen gesamtgesellschaftlich zu einer Aufwertung sozialer Elternschaft bei” (Karola Berlage und Stefan Meschig, S. 27)

Für Interessierte hier der Link zur gesamten Dokumentation der Tagung: www.lvr.de/jugend/fachthemen/zentr.+adoptionsstelle/
dokumentationgleichgeschlechtliche.pdf

Landesjugendamt (NRW)
Fachtagung der Zentralen Adoptionsstelle
03.07.2002
Gleichgeschlechtliche Paare leben mit Kindern – auch mit Pflege- und Adoptivkindern?

Herausgeber:
Landschaftsverband
Dezernat 4
Zentrale Adoptionsstelle