Erlebnisgarten auf kleiner Fläche
Unser kleiner Stadtgarten in Trier-Nord ist gerade mal 15 m lang und 8 m breit. Der Vorbesitzer hatte beinahe über die gesamte Fläche einen Fischteich angelegt. Da wir diesen nicht haben wollten, gestalteten wir den Garten komplett neu. Wichtig war uns ein großer Sandkasten (2 x 3 Meter), der so angelegt ist, dass er später – wenn die Kids aus dem Sandkastenalter raus sind – als Teich genutzt werden kann. Das hat den Vorteil, dass die gemauerte Sandgrube 90 cm tief ist, was v.a. unser Großer toll findet. So kann er richtig tief graben. Den Sandkasten haben wir mit einer kleinen Holzterrasse eingefasst. Er liegt im hinteren Bereich des Gartens und ist über einen Weg aus Holz zu erreichen. So entstand ein fester Untergrund für erste Spritztouren mit dem Bobbycar oder mit dem Laufrad. Und für uns Erwachsene eine schöne “Flaniermeile”. Ein großer Teil des Holzweges ist überdacht und mit Blauregen bewachsen. So haben wir auch bei Regen einen Bereich, in dem wir geschützt sind. Die Kleine hat als Baby hier im Kinderwagen oft draußen geschlafen.
Der Garten wurde mit Hilfe eines Landschaftsgärtners ganz schön. Trotzdem sind die Kinder in ihm selten richtig ins Spiel gekommen. So waren wir im letzten Sommer viel auf öffentlichen Plätzen und Spielplätzen unterwegs – mit all den Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Die Kinder sind gerne auf Spielplätzen. Sie mögen die unterschiedlichen Spielgeräte dort und die anderen Kinder. Ich selber bin auch gerne draußen und unterwegs. Allerdings kommen wir in unserem Garten mehr zur Ruhe und sind bezogener aufeinander. Gut wenn sich beides abwechselt. Mal passt das eine, mal das andere besser. Mit “Ein- und Ausatmen” beschreibt die Waldorfpädagogik den Wechsel von Stimulierung und Ruhephasen. Nach einem langen Kindergartentag z.B. geht es darum, das viele Erlebte zu verdauen, und zur Ruhe zu kommen. Es geht auch darum, wieder miteinander anzukommen. Da passt der Garten als Umfeld oft besser.
Also habe ich überlegt, warum die Kinder nicht so gerne im Garten sind. Es war nicht schwer, darauf zu kommen, dass er einfach für kleine Entdecker, für kleine Forscher und für kleine Bewegungslustige zu wenig bietet. Das zu verändern, wurde mein Winterprojekt. Es wurde mir ziemlich schnell klar, dass ich dabei Hilfe brauche. Ich bin selber ohne Garten aufgewachsen und wenn ich an Garten denke, dann eher an Ziergarten. Denn so was hatten die Nachbarn und ihre Gärten sowie die öffentlichen Parkanlagen nähren meine inneren Gartenbilder. Durchaus auch schön aber in meiner Situation gerade nicht hilfreich.
Mir kam die Bildhauerin und Kulturpädagogin Christine Nicolay in den Sinn, die in unseren Email-Kontakten immer mal wieder Fotos von ihrem wunderschönen Garten in der Eifel eingefügt hatte. Zu meiner großen Freude war sie bereit, mich bei meinem Gartenprojekt zu unterstützen. Ein herzliches Dankeschön, Christine!
Eine erste Idee war das Anlegen eines Weidenhäuschens. Wir planten es recht groß – damit es für alle nutzbar ist. Für die Kinder als Spielhaus oder als Ort, wo sie sich unseren Augen auch mal entziehen können. Für uns Erwachsene z.B. als Rückzugsort zum Lesen oder zum Meditieren. Im Häuschen haben wir eine 20cm tiefe Grube ausgehoben und diese mit Pinienrinde gefüllt, damit ein angenehmer und trockener Boden entsteht.
Unsere Kinder sind kleine Kletteräffchen. Aus zwei Klappleitern und einer Anlegeleiter haben wir ihnen ein Klettergerüst gebaut. Die Leitern sind aus Holz und wir haben sie zum Schutz und für die Schönheit bunt lackiert. Die Kinder nutzen sie total gerne und sehr vielseitig. Weiter haben wir unseren Ginko-Baum mit einer Strickleiter versehen. Unser Sohn war immer sehr enttäuscht darüber, dass wir keinen Kletterbaum im Garten haben. Und der Ginko schien sich dafür auch wirklich nicht zu eignen. Also dachten wir: mit einer Strickleiter kommt er wenigsten ein Stück den Stamm hoch. Nach zwei Jahren des immer wieder Probierens hatte er es dann geschafft – und stand mitten in der Baumkrone. Gemeinsam mit Findus, unserer Katze … .
Ich wollte unbedingt eine Feuerstelle, da es einfach nichts Schöneres gibt, als an langen Sommerabenden ums Feuer zu sitzen und Stockbrot, Würstchen und – ein Muss für Karin: Marschmallows – zu grillen. Da unsere Rasenfläche sowieso zu klein zum Fußballspielen ist, haben wir sie für die Feuerstelle freigegeben. Wir benutzen ein Feuerschale, um die wir kleine Holzhocker (unterschiedlich breite Stücke von einem Baumstamm) gruppiert haben. Die Feuerschale decken wir mit einer Holzplatte ab. So haben wir gleichzeitig eine schöne zweite Sitzgruppe im Garten.
Unsere Hauptsitzgruppe auf der Terrasse war ein ebay-Schnäppchen. Leicht und günstig ersteigert, weil sich außer mir kurz vor Weihnachten wohl niemand für eine Garten-Sitzgruppe interessiert hat. Sie ist aus Holz von einem Schreiner gefertigt und besteht aus einem großen Tisch und zwei langen Bänken mit Rückenlehne. Letztes Jahr hatten wir nur einen viel zu kleinen Gartentisch und haben dann doch oft auch bei gutem Wetter drin gegessen, weil das einfach komfortabler war. Jetzt essen wir wann immer es geht draußen. Und der Tisch ist groß genug, dass darauf auch gebastelt und gespielt werden kann.
Natürlich wollen wir in unserem Garten auch gärtnern. Ein Längsseite des Gartens ist bepflanzt und hier erleben die Kinder den Wechsel der Jahreszeiten über die jahreszeittypischen Pflanzen. So werden die ersten Schneeglöckchen mit Freuden entdeckt und die Krokuße als Vorbote des Frühlings begrüßt. Hier gibt es auch viele Käfer, Würmer, Bienen und Schmetterlinge. Rund um einen Rosenstock haben wir ein Kräuterbeet angelegt. Die Kinder lieben es, diese zu pflücken und den unterschiedlichen Geschmack der Kräuter zu erkunden. Und sie holen uns gerne Kräuter, wenn wir beim Kochen welche brauchen. Das Gemüse ziehen wir aus Samen in großen Töpfen auf unserer Dachterrasse. Damit entlasten wir den Garten und außerdem ist auf der Dachterrasse mehr Sonne.
Die andere Längsseite des Gartens haben wir mit Steinen gestaltet. Große Steine, die ursprünglich der Teichumrandung gedient hatten, haben wir aufeinandergestapelt. So entstanden 2 Steinhaufen zum darüberklettern. Dahinter entstand ein etwas versteckter “Weg”. Den habe ich mit unterschiedlichen Materialien ausgelegt – verschieden große Steine, Tannenzapfen und Kastanien. Die Kinder nutzen diesen Weg gerne als Barfußpfad. Es ist aber auch ihr Materiallager. Noel liebt es z.B. zur Zeit Tannenzapfen mit einem Hammer zu zerkleinern. Von Freunden haben wir ausgediente Pflastersteine geschenkt bekommen. Mit ihnen haben wir eine niedrige halbrunde Mauer gebaut und den Boden mit flachen großen Steinen ausgelegt. In diesen Bereich haben wir ein Holzhäuschen und einen kleinen Stall gestellt. Jetzt wohnen hier unsere Schleichtiere und zwei Zwerge. Schleichtiere sind toll im Garten – die Kinder spielen hier viel kreativer mit ihnen als drinnen. Daneben haben wir aus den Pflastersteinen noch eine Pyramide gebaut. Sie trägt eine schöne, mit Scherben beklebte Kugel, von der Oma gefertigt. Das ist der Anfang von Kunst in unserem Garten – und davon soll noch mehr entstehen. Dahinter ist ein Loch in der Hecke – man gelangt auf den benachbarten Parkplatz. Wir haben das Loch extra gelassen, weil das Verlassen des Grundstücks und der Besuch des Nachbargrundstücks für den Großen ein kleines Abenteuer ist. Einmal hat er dort einen netten Nachbarn beim Reifenwechsel angetroffen und durfte mithelfen. Das sind die Abenteuer der Stadtkinder … . Die Kleine weiß, dass sie durch das Loch noch nicht raus darf und hält sich (bis jetzt) daran.
Der “Steingarten” grenzt an den hölzernen Weg und ist mit diesem zum Teil überdacht. Da auch Kinder nicht nur toben wollen, sondern auch ein Bedürfnis nach Entspannung haben, haben wir unter der Überdachung eine kleine Hängematte angebracht. Hier wird viel miteinander gekuschelt, gelesen, geredet aber auch mal ganz gerne alleine “abgehängt”.
Die Sandgrube war rechteckig und schien mir etwas langweilig. Beim Umbau wurde ein Stück von unserem Giebel abgerissen und ich habe diesen Stein in eine Ecke des Sandkastens gelegt. Er dient jetzt oft als Untergrund für die Ritterburg. Auf dem Adventsbasar der Trierer Waldorfschule haben wir wunderschöne Burgteile aus Holz erstanden. Zusammen mit Ritterfiguren von Schleich peppen sie die Sandgrube auf. Hier kommt eine Ritterburg zu besonderen Ehren, wenn die Spielfiguren durch unwegsames Gelände ziehen oder auf echten Felsen Beobachtungsposten einnehmen können. In die andere Ecke der Sandgrube habe ich einen Teil eines Baumstammes gelegt. Zwei einfache Maßnahmen, die die Sandgrube anregender machen. Christine Nicolay hatte die Idee, Regale im Garten aufzustellen. Wir haben zwei einfache Holzregale mit einem Dach versehen und bei der Sandgrube aufgestellt. Eins dient der Aufbewahrung von großen Holzbausteinen. Das andere beheimatet Sandspielzeug inclusive Ritter und Ritterburg. Alles in Weidenkörben verstaut macht eine schöne Atmosphäre.
Last but not least sind wir begeisterte Unter-freiem-Himmel-Schläfer. Auf der Dachterrasse richten wir ein großes aufblasbares Draußen-Bett ein. Hier haben wir schon einmal einen Sommer lang geschlafen und das hat uns allen gut gefallen. Auch wenn wir ein paar Mal vom Regen überrascht wurden und mitten in der Nacht mit Sack und Pack ins Haus ziehen mussten …. .
Aber nochmal zurück zum Garten: Es ist geglückt … die Kinder spielen gerne und engagiert im Garten! Ich bin immer wieder erstaunt über die Wirkung von Raumgestaltung auf das Spielverhalten der Kinder.
Hier ein paar Impressionen:
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