Treppenhaus a la Villa Kunterbunt

Vor drei Jahren haben wir ein altes Haus gekauft und es in zwei Etappen renoviert/saniert. Wir haben quasi entkernt, während wir darin gewohnt haben. Auch eine spannende Erfahrung. Irgendwann reicht es dann aber mit dem Geld ausgeben fürs Haus – Frau hat schließlich auch andere Interessen. Abgesehen davon, dass irgendwann auch kein Geld mehr da ist. Bei uns war dieser Punkt beim Treppenhaus erreicht. Das Haus war schön sauber renoviert und innen und außen neu eingekleidet. Nur das Treppenhaus zierte noch eine alte usselige Treppe und blanke Rigipswände.

Wir haben gemerkt, dass das, was wir für eine Renovierung des Treppenhauses an Geld investieren müssten, uns nicht den entsprechenden Gegenwert an Lebensqualität bringt. Also haben wir uns dagegen entschieden. Aber schön war´s so nicht und darunter leide ich v.a. sehr schnell – ich habe einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik und Schönheit. Also bin ich kreativ geworden.

Hilfreich war, dass ich mit Noel Pippi Langstrumpf gelesen habe – wir bekamen Lust auf eine Villa Kunterbunt. Also strich ich jede Wand vom Treppenhaus und auch jede Wand der Flure im Erdgeschoss und in der ersten Etage in einer anderen Farbe – gelb, orange, rot, lila, grün … .Das passte auch super zu dem, was ich so im Alltag mit den Kindern realistisch schaffen kann – eine einzige Wand streichen. Ein überschaubares Projekt, an dem ich die Kinder gut beteiligen kann. Und ich bin grad begeistert von meiner Politik der kleinen Schritte – jeden dritten Tag eine gestrichene Wand macht ziemlich schnell ein gestrichenes Treppenhaus. Während wenn ich denke: Ich will das Treppenhaus streichen – mich allein der Gedanke schon überfordert – wie soll ich das denn nur schaffen? Da fängt frau doch gar nicht erst an … .

Dann gestaltete ich die einzelnen Wände. Im Erdgeschoss dient eine große Wand direkt hinter der Eingangstür als Malwand. Wann immer Farbe übrig ist, spielen wir hier mit dem Rest und bemalen die Wand (inspiriert von Arno Sterns “Malspiel” – obwohl der was anderes damit meint – aber das Wort ist schön).Für die Kinder hängen hier immer zwei großformatige Papiere – die einladen, tätig zu werden. Macht nix, wenn sie ein bischen danebenmalen – ist ja die Malwand. An der Wand gegenüber steht ein Regal mit allem, was man in einem Atelier so braucht. In kleinen Holzkisten befinden sich unterschiedliche Farben: Alpina Color Farben, Gouache, Aquarellfarben, Wasserfarben, ein Farbkasten zum Schminken, Holzfarben, Wachsmalstifte, Fingerfarben, Pastell-Ölkreiden, Stempel & Stempelkissen und Filzstifte. Das sind viele Sorten – toll unterschiedliche Farben da zu haben. Das hat sich schon oft als nützlich erwiesen. Für die Kinder schränken wir die Auswahl im Alltag allerdings ein. Sie malen mit Gouache, wenn sie mit dem Pinsel malen. Ansonsten nutzen sie dicke Holzfarben, Wachsmalstifte und Noel schon auch mal Filzstifte.  Weiter finden sich in diesem Regal Scheren, Klebeband, unterschiedliche Papiersorten und -größen, Pinsel und kleine Töpfchen für Farbe. Aus dem Kinofilm “Alphabet” haben wir von Arno Stern die Anregung übernommen, für jede Farbe einen Pinsel bereitzustellen. Dann müssen die Kinder, wenn sie die Farbe wechseln, den Pinsel nicht auswaschen und die Farben bleiben klar.

Die gegenüberliegende Wand haben wir mit unterschiedlichen Stempel- und Wischtechniken gestaltet.

Das ist jetzt also unser Eingangsbereich – er empfängt jeden bunt und fröhlich.

Eine orangefarbene Wand beim Treppenaufstieg nutze ich als Ausstellungsfläche. Kleine Kunstwerke der Kinder hängen hier in Bilderrahmen unterschiedlicher Farben und Größe. Und die Kinder finden es toll, dass ihre Werke so gewürdigt werden und betrachten sie immer wieder.

Eine kleine grüne Wand beklebte ich mit einem Poster, das ich gekauft habe, als ich mit Noel “Das Dschungelbuch” im Trierer Stadtheater gesehen habe. Drumherum klebte ich thematisch passende Elemente. Eine schöne Erinnerung an unseren Theaterbesuch.

Eine Wand des Treppenaufstiegs  zum ersten Stock bietet Platz für inzwischen 5 große Bilderrahmen mit Fotos von unserem Jahreskreis – ein schöner Rückblick auf die letzten 5 Jahre. Auch davor bleiben wir oft stehen und erinnern uns.

Für eine Wand zum Dachgeschoss nutze ich große Kunstwerke der Kinder als Tapete. Wenn die Kinder an der Malwand auf große Papiere gemalt haben, sprühe ich diese mit einem Sprühkleber ein und fixiere sie dauerhaft auf die Wand.

Inzwischen gefällt mir das Treppenhaus richtig gut. Darüber freue ich mich natürlich. Was ich aber viel wichtiger finde. Über diese Aktion hat die Kreativität bei uns Einzug gehalten. Wir sind jetzt viel öfter schöpferisch tätig – und das nicht nur im Kopf mit Worten und Gedanken – sondern ganz materialistisch mit Werkzeug, Pinseln, Farben … .

Jesper Juul und Peter Hoeg beschreiben in ihrem Buch “Miteinander; Wie Empathie Kinder stark macht” Kreativität als eine Grundkompetenz, die man durch Übung trainieren kann und auch sollte. Eine der Übungen, die sie beschreiben, ist ganz simpel:

  • etwas tun, das traditionell als kreativ bezeichnet wird
  • sich bewusst machen, dass man etwas Schöpferisches tut
  • sich die Zeit nehmen, sich darüber zu freuen, dass man ein Mensch voller Erfindungsreichtum ist

Zu dieser Übung sagen Juul und Hoeg:

“Diese Übung weist auf Teile des Fundaments hin, auf dem unsere Kreativität ruht. Durch sie kann man erfahren, dass der Erfindungsreichtum uns spontan durchströmt und man sich für neue Ideen – wenn man genau nachspürt – gar nicht anstrengen muss, sondern sie einfach nur zulassen muss. Und man wird erkennen, dass die Arbeit, sein eigenes Leben immer wieder zu erneuern, eigentlich nur darin besteht, sich von den Anspannungen und Blockaden zu befreien, die unserer spontanen Kreativität den Weg versperren.”

Und: “Wenn man sich länger mit den Übungen zur Kreativität beschäftigt erkennt man, dass wir alle mit einer Bereitschaft zu unablässiger Erneuerung ausgestattet sind, sprachlich, motorisch, zellulär – mit unserem ganzen Selbst.

 

 

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Hey, wir sind Familie und keine Randbetreuung, die die Schließzeiten der Institutionen abdeckt

Ein paar Gedanken zur derzeit hofierten flächendeckenden institutionellen Fremdbetreuung. 

Anlass für diesen Blogbeitrag sind zwei aktuelle Ereignisse: 1.Luxemburg will das Kindergeld kürzen und das so gewonnene Geld in die  Kinderbetreuungseinrichtungen investieren –  luxemburgische Eltern wehren sich mit der Initiative “Méi Elterern – manner Staat” dagegen. 2. In Deutschland wird gerade diskutiert, im Grundschulbereich Ganztagsschulen verpflichtend zu machen.

Der Werdegang eines Kindes: Krippenkind – Kitakind – Schulkind

Der Werdegang eines Kindes steht meist schon vor der Geburt fest: Kaum auf der Welt wird es ein Krippenkind, mit 3 Jahren (in Deutschland) ein Kindergartenkind und mit 6 ein Schulkind – bald ein Ganztagesschulkind. So die derzeitige Propaganda im Sinne von Margret Thatchers “There is no alternative!”. In Deutschland haben jetzt auch Einjährige ein Recht auf einen Krippenplatz. Damit scheint aber auch ein Druck einher zu gehen, Kinder dann auch immer früher fremd betreuen zu lassen. Es gibt Quoten, die erfüllt werden müssen und die Presse nennt regelmäßig die Bundesländer, die ihren Job hierbei besonders gut machen bzw. diejenigen, die hinterherhinken. Alles natürlich unter dem Denkmäntelchen “Gut für die Kinder” bzw. auch “gut für die Frau”. Schön, dass sich die Politiker – immer noch überwiegend Männer – so dafür engagieren, dass es uns Frauen gut geht und dass wir uns verwirklichen können. Da reihen sich auch weibliche Politikerinnen ein bzw. stellen sich an die Spitze.

Die Argumentation: Gut fürs Kind und gut für die Frau!

Die Argumentation ist einfach: Als erstes die Behauptung, dass Fremdbetreuung gut für die Entwicklung der Kinder ist, da sie ihnen mehr bieten kann als die Eltern. ( Hier fehlt doch was oder? Es wird nie gesagt, was auch die beste Fremdbetreuung nicht bieten kann: das lebenslange Dasein, Interesse und die Liebe.)

Das zweite Argument: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die Frauen wichtig. Sprich: Frauen sollen so schnell wie möglich und am Besten mit einer Vollzeitstelle zurück auf den Arbeitsmarkt. ( Nur nebenbei: Warum wird sich eigentlich weniger dafür eingesetzt, dass Männer weniger Stunden pro Woche arbeiten und mehr Zeit mit den Kindern und deren Betreuung verbringen?) Und: Manchmal frage ich mich ob mit “Vereinbarkeit von Familie und Beruf” nicht nur die Anpassung des Familienlebens an die Arbeitswelt und letztlich die Anpassung der Kinder an die Arbeitswelt gemeint ist. Bei einer besseren “Vereinbarkeit” müssten sich beide Seiten – die Familien und die Arbeitswelt – bewegen, letzteres sehe ich kaum.

Die Komplexität der Wirklichkeit reduziert auf ein “Eindenk” – dem alle folgen:

Gut für Kinder ist eine familienergänzende Betreuung in entsprechenden Institutionen und gut für Frauen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So das derzeitige “Eindenk”. Karin nennt es immer so, wenn das Denken eingeschränkt ist auf eine einzige Möglichkeit zu denken. “Eindenk” ist einfacher als “Vieldenk” – und nicht so anstrengend … . Die Reduktion auf “Simplizität” ist leichter, als sich der Komplexität des Lebens zu stellen.

Die Wirklichkeit ist viel komplexer

So sieht es nämlich aus, das reale Leben: es ist vielfältig!

Alternativen im Denken zulassen bedeutet z.B. für die Krippenbetreuung:

Das Kind auf die Welt bringen und dann neugierig und forschend gucken: Was für eine Mutter / was für ein Vater bin ich denn? Wie kann ich mein Muttersein / mein Vatersein leben, so dass es sich gut und richtig anfühlt, passend für mich? Was für ein Kind haben wir denn da bekommen? Kommt es z.B. gut zurecht mit vielen Reizen oder ist es schnell überfordert und irritiert?

Meist aber ist das Haus schon gekauft oder gebaut oder im Kopf vorhanden als “wichtig” – die Notwendigkeit zweier Einkommen steht fest – und damit steht auch der Termin für den Krippeneintritt bereits in der Schwangerschaft. So machen es alle und so ist es ja auch gut fürs Kind – sagen alle … .

Eltern vergeben sich unter dem Diktat des Eindenks oft viele Chancen. Die Chance zur Neuorientierung, zur Persönlichkeitsentwicklung, zum Wertewandel – z.B. zur Reduktion des Lebensstandards zugunsten von Beziehung und Zeit. Sie vergeben sich oft die Chance, sich und ihr Leben durch ein Kind verändern zu lassen. Achtsames Wahrnehmen und Spüren, das Vertiefen der Beziehung zu sich und zum Anderen ist einfach schwer, wenn Terminkalender und To-do Liste immer voll sind … .

Alternativen im Denken zulassen bedeutet z.B. für den Kindergartenbesuch:

Auch wenn – sobald das Kind 3 ist – jeder soziale Kontakt mit der Frage beginnt “Ist er/sie denn schon im Kindergarten?” begleitet von der unausgesprochenen aber deutlichen Erwartung, dass das aber nun spätestens jetzt passiert sein muss … – sich die Freiheit nehmen zu gucken: Wo genau steht unser Kind denn in seiner emotionalen und sozialen Entwicklung? Ist es wirklich der Eintritt in eine außerfamiliäre Kindergruppe, der jetzt ansteht (und das kann ja sein …) oder braucht das Kind andere Erfahrungen, z.B. noch viel körperliche Nähe zu Mutter/Vater und in deren Anwesenheit  das Knüpfen / Vertiefen neuer Kontakte? Vielleicht ist es gut, ein Kind erst mit 4 Jahren in den Kindergarten zu geben. Vielleicht – wenn das familiäre Umfeld reich genug ist an vielfältigen sozialen Kontakten – ist es auch stimmig, dass das Kind bis zur Einschulung zu Hause bleibt. All das ist denkbar und soll denkbar sein … auch und gerade in Zeiten des “Eindenks”.

Der Ganztagesbesuch der Kita ist für die meisten Kinder zuviel – aber da muss das Kind halt durch – die Erwachsenen brauchen das so in ihrer Welt. O.k., aber dann Erwachsene benennt das auch als euer Bedürfnis und übernehmt die Verantwortung – und sagt nicht, dass das gut so für das Kind wäre.

O-Ton einer Erzieherin zu einer Mutter im Kontext einer schwierigen Eingewöhnung: “Die meisten Kinder kommen früher oder später gerne”. Wie ignorant angesichts der Tatsache, dass die meisten Kinder einfach keine Wahl haben. Und wie einfach für die Erwachsenen, die sich dann nicht mit schlechten Gefühlen herumschlagen müssen. Das Kind geht ja gerne.

Alternativen im Denken zulassen bedeutet für die Schule z.B.:

Der angedachten Verpflichtung zur Ganztagesschule liegt der Gedanke zugrunde, dass die meisten Elternhäuser keine Bildungshäuser sind, viele Eltern parken die Kinder eh nur vor dem Fernseher oder stellen sie mit dem Nitendo ruhig … da geht das Kind doch besser ganztags in die Schule. Und weil viele Eltern das nicht einsehen – in Rheinland Pfalz nehmen beklagenswerterweise viele Eltern das Ganztagesangebot nicht wahr – soll es nun – zum Wohle des Kindes natürlich – verpflichtend werden.

Die Alternativen im Denken sind vielfältig und reichen bis zu  André Stern, der nie in die Schule gegangen ist … und trotzdem oder vielleicht deswegen? im Leben nicht gescheitert ist.

Es reicht!

Irgendwie – jetzt reicht es – und grenzt an eine pauschale Diffamierung der Familie!

Wir z.B. haben uns entschieden, unsere Kinder ungefähr die ersten 4 Jahre selbst zu betreuen. Das erfordert, dass wir unsere Konsumgewohnheiten mehr oder weniger drastisch ändern. Vorher waren wir DINKs – Double Income No Kids. Jetzt arbeitet eine von uns gar nicht mehr und die andere auch weniger wie früher. Da geht vieles einfach nicht mehr – dafür geht was anderes … . Wir bieten unseren Kindern in unserer Familie eine unperfekte, aber von Liebe getragene Umgebung. Das “unperfekt” möchten wir nicht stilisieren – wir Großen haben einfach unsere Schwächen und Stärken, unsere Eigenarten und Macken. Wir bemühen uns, uns weiterzuentwickeln, um den Kindern gerechter zu werden, um sie besser auf ihrem Weg begleiten zu können und um selber in unserer Perönlichkeitsentwicklung ein Stück voranzukommen. Das gelingt uns manchmal, nicht immer, so ist es einfach … . Familie ist nicht vollkommen – zumindest unsere nicht. Was uns aber gelingt: Ein lebendiger Familienalltag. Wir leben in vielfältigen Beziehungen – bekommen Besuch und gehen besuchen. Wir machen Dinge zusammen – kaufen ein, kochen, gärtnern, handwerken, gehen mit den Katzen zum Tierarzt, machen Ausflüge, lesen, spielen  … und erleben dabei viel. Wir erleben viel Freude miteinander (und sind auch manchmal völlig genervt voneinander). Insgesamt scheint es uns zu gelingen, eine Umgebung zu gestalten, in der die Kinder (und wir Erwachsenen auch) ganz gut gedeihen und sich entwickeln. Und: Was uns gelingt, trauen wir der ein oder anderern Familie doch auch zu …. 🙂

Es ist ein Unding, dass Eltern ständig unterstellt/suggeriert wird, für ihre Kinder nicht ausreichend zu sein … dass sie die Institutionen brauchen … und das ganze immer unter dem Deckmäntelchen “Gut für die Kinder” und nicht “Gut für die Erwachsenen”, “Gut für die kapitalistische Wirtschaft”.

Wir wünschen uns einfach, dass dieses “Eindenk” aufhört, dass mehr Menschen es wagen, in Alternativen zu denken und dass die Politik endlich Vielfalt unterstützt.

Es gibt Familien, für die passt es – einschließlich aller Beteiligten – wunderbar, dass beide Elternteile / oder entsprechend bei Alleinerziehenden die/der Eine erwerbstätig sind und das Einjährige halbtags eine gute Krippe  oder eine Tagesmutter/einen Tagesvater besucht. Genauso, wie es Kinder, Mütter, Väter gibt, für die das nicht passt.

Es gibt Kinder, die wachsen auch ohne Schulbesuch zu umfassend gebildeten und lebenstauglichen Menschen heran – vorausgesetzt sie leben mit Erwachsenen, die ihren Selbstbildungsprozess gut unterstützen können und wollen. Und es gibt Kinder, für die passt es, zur Schule zu gehen … und es gibt wunderbare Schulen (leider noch nicht in ausreichendem Mass, aber es gibt sie) … .

Vieles ist möglich … aber eines ist sicher: Wenn die, die das klassische Bildungssystem durchlaufen haben (und die das jetzige mitgestalten) nicht in der Lage sind, in Alternativen zu denken, Komplexität erfassen zu können und über den Tellerrand zu schauen – dann sollten wir dieses klassische System wirklich überdenken!

 

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Ich gebe mein Kind in die Creche – das schadet ihm doch nicht!? Was Eltern wissen müssen.

Wir veröffentlichen diesen ca. 6 Jahre alten Artikel im Kontext und im Sinne der Unterstützung der Petition “Mei Elteren – manner Staat”. Obgleich es Bemühungen gibt, die bemängelte Qualität zu verbessern, hat sich an den Rahmenbedingungen kaum etwas geändert. Was sich geändert hat: Immer mehr Einrichtungen praktizieren eine elternbegleitete Eingewöhnung. Sie können jedoch im Anschluss an die Eingewöhnung oft nicht gewährleisten, dass die eingewöhnende Erzieherin auch anwesend ist, um morgens das Kind in Empfang zu nehmen.

(mehr …)

Von der Bedeutung der Stille in einer lauten Welt

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich liebe unsere Welt, genau so wie sie ist und lebe ausgesprochen gern in ihr. Ich liebe auch ihre Lautheit – womit ich natürlich nicht die Dezibelstärke meine, sondern die Fülle an Anregungen, Möglichkeiten und Informationen. Jede Zeit bringt ihre eigene Herausforderung mit sich.

Die Herausforderung unserer Zeit  besteht für mich darin, einen bewussten Umgang mit drei Dingen zu pflegen:

  • mit den Werten unserer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft (höher, schneller, weiter, besser, mehr … mehr Karriere, mehr Geld, mehr Selbstverwirklichung … )
  • mit der Dynamik unserer Konsumgesellschaft (Genug ist nie genug … es gibt immer noch Dinge, die wir noch nicht haben / gesehen haben / erlebt haben / getan haben …  und die uns – endlich – wirklich glücklich und zufrieden machen würden … )
  • mit der Flut an Außenreizen und Möglichkeiten der Ablenkung (es gibt immer was zu verpassen … )

Als Erwachsene/r ist es spannend, sich hier zu positionieren und einen selbstbestimmten Umgang mit diesen Dingen zu finden. Kinder können das nicht. Unsere Kinder müssen wir hier entschieden schützen. Wir müssen sie schützen vor dem Förderwahn, der immer früher ansetzt und der a) immer mehr aus den Kindern herausholen und sie b) immer mehr normieren will. Wir müssen sie schützen vor einer Konsumgesellschaft, die gezielt die Kinder im Visier hat und sie früh darauf eicht, das Glück von materiellen Dingen zu erwarten – anstelle von lebendigen Beziehungen und von einem reichen Innenleben. Und wir müssen unsere Kinder schützen vor Überstimulation – von dem ständigen beschäftigt werden durch Reize/Angebote von außen. Nach Jesper Juul sind “die meisten europäischen Kinder … heutzutage extrem von äußeren Reizen abhängig, die sie gestresst, selbstgefällig, nervös und unkonzentriert machen”.

Im Grunde geht es um drei Dinge:

  1. Wir müssen den Kindern helfen, nach intensiven Erfahrungen – und dazu gehören z.B. ein ganz normaler Kita-Tag, ein Ausflug in den Zoo, der Besuch mit der verletzten Katze beim Tierarzt – zur Ruhe zu kommen, und sich zu entspannen.
  2. Wir müssen die Kinder dabei unterstützen, solche Erfahrungen zu vertiefen – sei es im Gespräch, im Spiel, im wiederholten Tun … .
  3. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder ausreichend Zeit und Ruhe haben, um  aus sich selbst zu schöpfen – eigene Ideen haben und verwirklichen.

Hier einfach ein paar Beispiele aus unserem Alltag. So entschleunigen wir, so schaffen wir Raum für Entspannung und Vertiefung.

  • Wir gehen den Tag sehr ruhig an. Das ist eine feste Größe in unserem Alltag geworden. Und wir genießen das – noch haben wir kein Schulkind … . In der Regel wachen wir gemeinsam in unserem Familienbett auf. Oft möchten die Kinder noch liegen bleiben und kuscheln. Dann gehen wir runter ins Wohnzimmer, wo wir eine halbe bis eine Stunde gemeinsam in der Sofaecke verbringen. Ich trinke Kaffee, die Kinder bekommen ein Milchfläschchen. Obwohl sie längst aus dem Fläschchenalter raus sind, genießen sie das morgens sehr. Und die Milch stillt das erste Hungergefühl. Das ermöglicht ein spätes Frühstück. Wir lesen, erzählen, kuscheln … die Kinder beginnen irgendwann zu spielen.
  • Unser ruhiger Tagesbeginn bringt mit sich, dass wir meist spät in den Tag starten. Zwischen 10:00 Uhr und 12:00 Uhr geht Noel in seine Kita. Er kann gehen, wann er möchte. Damit hat er auch die Kontrolle darüber, ob er lieber alleine bzw. mit seiner Schwester zuhause spielt oder in der trubeligeren Kita. Manchmal passt das eine besser für ihn, manchmal das andere. Selten mal möchte er den ganzen Tag zuhause bleiben. Genauso selten zieht er sich nach dem Aufstehen ruckzuck an und will sofort in die Kita. Aber beides ist möglich und wird auch ab und an gemacht. Ich bin immer wieder erstaunt, wie kompetent er das regelt und wie gut er spürt, was er gerade braucht.
  • Genauso kompetent reguliert er selbst, wann er abends schlafen geht. Oft geht er erst sehr spät schlafen (zwischen 22:00 Uhr und 23:00 Uhr). Dafür macht er alle paar Tage einen langen Mittagsschlaf. Wir lassen ihn – v.a. weil wir beobachten, dass er gerade abends oft sehr “bei sich” ist und ganz versunken spielt, malt oder etwas bastelt. Der Abend scheint “seine” Zeit zu sein. Er spielt, legt sich irgendwann im Wohnzimmer aufs Sofa und schläft ein. Wir nehmen ihn dann mit ins Bett. Das bedeutet nicht, dass wir es allgemein für gut halten, Kinder selbst entscheiden zu lassen, wann sie schlafen gehen. Manche Kinder brauchen vielleicht, dass die Eltern einen engeren Rahmen setzen. Manche Eltern brauchen vielleicht, dass die Kinder abends im Bett sind. Wir ermutigen nur immer, auf das individuelle KInd und auf die eigenen Bedürfnisse zu gucken und sich ggf. frei zu machen von verinnerlichten Überzeugungen wie die, dass Kinder abends ins Bett gehören und zwar zu einer Zeit, die die Eltern vorgeben. Kinder können oft mehr, als wir ihnen zutrauen.
  • Die Kleine macht mit ihren bald drei Jahren noch jeden Tag ihr Mittagsschläfchen. Beim Schreiben dieses Blog-Beitrages habe ich mich entschieden, mich wieder öfter mit ihr hinzulegen (vs. in dieser Zeit produktiv sein, WICHTIGE DINGE erledigen, endlich etwas FÜR MICH tun …). Dabei – was könnte “wichtiger” und was könnte mehr “für mich” sein? Ich genieße es, neben ihr zu liegen und gemeinsam mit ihr aufzuwachen. Es entspannt mich und ich starte ausgeruht in die zweite Tageshälfte. Mariella genießt es, dass ich neben ihr liege.
  • Freizeitangebote wie Freizeitpark, Schwimmbad, Zoo, Kino, Theater, Zirkus, “Trier spielt”, Indoor-Spielplatz, Center Parcs ….es ist unglaublich und auch toll, was man heute mit Kindern alles unternehmen kann ….  nutzen wir wenn, dann mit viel Spaß, aber sehr sehr dosiert. Viele Wochenende verbummeln wir einfach zu Hause. Jeder von uns macht dann so seins und natürlich machen wir auch das ein oder andere zusammen. Als Outdoor-Aktivitäten haben wir das Wandern und auch gemeinsame Radtouren entdeckt.
  • Wenn wir Freizeitparks etc. besuchen, dann oft nach dem Motto “Wir machen alles zweimal”.  Diese lieb gewonnene Tradition hat ihren Ursprung in Klotten bei Cochem. Auf unserer Radtour von Trier nach Koblenz haben wir in Klotten den Freizeitpark besucht. Da wir in Cochem 2 Tage Station gemacht hatten, stellte sich die Frage “Was machen wir am 2. Tag?”. Da es uns im Freizeitpark gut gefallen hatte, haben wir entschieden, diesen einfach nochmals zu besuchen. Und das war wirklich toll. Wir kannten uns schon aus und haben die Sachen nochmal gemacht, die uns am besten gefallen hatten. Noel hatte sich am 1. Tag ein Fahrgerät ausgesucht, mit dem zu fahren er sich dann aber doch nicht getraut hatte. Am 2. Tag hat er es dann geschafft – und hat den ganzen Tag kaum etwas anderes gemacht – voller Stolz und Freude über die überwundene Angst. Vor ein paar Wochen waren wir in Stuttgart und haben an zwei Tagen die Wilhelma (Zoo) besucht. Zuhause habe ich die Fotos der meisten Tiere ausgedruckt und an die Magnettafel beim Esstisch angebracht. So bemühen wir uns, besondere Erfahrungen zu vertiefen / zu erweitern anstatt sie gleich durch das nächste Event zu überlagern.
  • Noel haben wir mit seinen 5 Jahren ganz bewusst noch in keinem Sportverein, Musikunterricht oder sonst einem Kurs angemeldet. Er besucht die Kita und ist vollauf mit dem Angebot dort und mit den Freundschaften, die er in der Kita geknüpft hat, beschäftigt. Die Abende und die Wochenenden braucht er, um zur Ruhe zu kommen und das Erlebte zu vertiefen. Und er braucht Zeit, um seine Freunde besuchen zu können bzw. selbst Besuch zu bekommen.
  • Wir haben keinen Fernseher.
  • Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert bei mir nicht. Meine Tage sind ausgefüllt damit,für drei halbwegs ausgewogene Mahlzeiten zu sorgen, Haus und Garten zu gestalten und zu pflegen, Feste vor- und nachzubereiten, mit den Katzen zum Tierarzt zu fahren, einzukaufen … .  Meine Tage sind ausgefüllt damit, mit den Kindern zu SEIN, ihr Ansprechpartner zu sein, sie zu unterstützen und zu begleiten, mich an und mit ihnen zu freuen und Spaß mit ihnen zu haben.  Meine Tage sind ausgefüllt damit, immer noch – nach 5 Jahren – in mein Mutter-Sein hineinzuwachsen, meine Beziehung zu den Kindern achtsam wahrzunehmen, mich weiterzuentwickeln um ihnen gerechter zu werden … .  All das macht mir Freude und erfüllt mich. Mein Beruf macht mir auch Freude und erfüllt mich. Aber wenn ich mich beruflich engagiere komme ich unter Druck – ich muss dann die Kinder oft “wegorganisieren” und zuhause bleibt vieles liegen. Den Druck, den ich habe, hat dann die ganze Familie. Ich habe den Wiedereinstieg abgebrochen und wir leben jetzt das klassische Modell, dass Karin arbeitet und das Geld verdient und ich bei den Kindern bin und auch noch für längere Zeit sein werde. Wir sind uns der Risiken dieses Modells bewusst, aber im Moment passt das für uns einfach am besten.

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