Das Kind sitzt immer noch in der Ecke des Säuglingsheimes und weint. Inzwischen steht neben ihm ein Strauss mit den verwelkten Argumenten der Croix Rouge und des SPLAFAs.

Die Herren und Damen dieser Dienste kommen immer wieder mal vorbei und bringen eine weitere Blume. Aber dem Kind ein Zuhause zu bieten oder ihm eins zu suchen, wofür sie ja eigentlich bezahlt werden, tun sie nicht.

Diese geschäftigen Leute haben Wichtigeres zu tun. Sie müssen das Kind schützen. Zum Beispiel vor vermeintlicher doppelter Diskriminierung (wahrscheinlich ihrer eigenen Homophobie, die sie allen anderen Menschen in Luxemburg unterstellen – besonders denen im Osten, wo ja auch eine der Damen herkommt). Auch vor Psychologinnen-Eltern muss das Kind geschützt werden, die scheinen besonders schlimm zu sein.

Um diese schwere Aufgabe bewerkstelligen zu können, lassen die Damen und Herren mal alles beim Alten – und das Kind im Heim.

Der Clown beobachtet diese traurige Szene aus der Ecke. Das Kind hat an diesem komischen Strauss sowieso kein Interesse. Leider ist es noch zu klein, um Schreiben zu können. Sonst würde es ein Schild malen, mit der Aufschrift: “Suche liebevolle Erwachsene, die mir ein Zuhause bieten.”

Den Clown packt die Wut. Er läuft auf die Strasse und fragt alle Leute, die er trifft:
“Sollen Säuglinge und Kleinkinder in Heimen untergebracht werden?”
“Sind Pschologinnen schlecht für Kinder?”
“Ist jemand mit 41 zu alt, um ein Kind ins Leben zu begleiten?”
“Sind die Menschen in Luxemburg lesbenfeindlich?”
Überall die gleichen Antworten: “Nein, nein, nein, nein…”

Verdutzt bleibt der Clown stehen und sieht wie die Damen und Herren eine weitere Blume in einer feierlichen Prozession vor sich her tragen. Fast hätte der Clown sich bekreuzigt ob dieser (Schein-)Heiligkeit, dann aber läuft er weiter. Bleibt nochmal stehen und fragt sich ob er richtig gehört hat. War diese neue Blume wirklich das Argument der Schuhgrösse? Inzwischen traut er den Herrschaften ja alles zu.

Sinnierend darüber, wer denn diese Damen und Herren kontrolliert, gerät der Clown in eine Wahlveranstaltung. Hier wird von Toleranz geredet und davon “dass es nicht sein könne, dass Homosexuelle als Pflegeeltern ausgeschlossen werden…”.

“Wie bitte” ruft der Clown, “aber genau das passiert und sie wissen es.” Sein Nebenmann versucht ihn zu beruhigen. Man habe bei den Zuständigen freundlich nachgefragt und diese würden beteuern, alles sei rechtens.

“Wie bitte” schreit der Clown erneut. “Hat die Politik nicht mehr Macht, als freundlich nachzufragen.”

Mit diesen Worten der Entrüstung verlässt der Clown die Vernstaltung.

Beim Hinausgehen vernimmt er noch ein gemurmeltes “Amen”.