KaSu-Institut im Wandel
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In Luxemburg strebt eine große Gruppe die Gründung einer freien demokratischen Schule an. Viele engagierte Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen – das hat Aussicht auf Erfolg! Und da sind wir natürlich dabei! Nach einem ersten Gründungstreffen im Dezember 2017 wird es 2018 zügig weitergehen.
So eine Schulgründung will gut vorbereitet sein. Und das braucht seine Zeit. Eine gute Schule stampft man nicht in drei Tagen aus dem Boden. Beim ersten Treffen standen die Visionen der einzelnen Teinehmer/innen im Mittelpunkt. Und eine dieser Visionen war, jetzt mit der Praxis zu beginnen.
Die Idee ist, jetzt schon Räume freien Lernens zu eröffnen, um Erfahrungen zu sammeln, die in den Schulgründungsprozess einfliessen werden. In den einzelnen Familien passiert das freie Lernen eh schon. Jetzt soll es gemeinschaftlicher werden.
Wir öffnen in dem Rahmen jeden Mittwoch unser Haus als Frei-Lern-Raum. Grundgedanke ist, dass Freilerner Familien einen Tag in der Woche zusammen leben und miteinander und voneinander lernen.
Inzwischen haben zwei Lern-Frei-Räume stattgefunden. Jeweils 10-12 Familien haben den Weg zu uns gefunden und wir alle haben das gemeinschaftliche Leben und Lernen und den Austausch sehr genossen. Manche Familien kommen den ganzen Tag, d.h. von 10:00 bis 18:00 Uhr, andere kommen nur stundenweise. Es bildet sich eine fester Kern heraus, was ja auch toll ist für eine Gemeinschaftsgründung. Dann kann gerne die ein oder andere Familie unregelmäßiger oder neu hinzukommen, wenn es einen festen Kern an Menschen gibt, die den Frei-Lern-Raum trägt und ihn weiterentwickelt. An den ersten beiden Mittwochen stand im Vordergrund, dass alle großen und kleinen Menschen unser Haus kennen lernen, sich untereinander kennen lernen und sich v.a. wohlfühlen. Jetzt wird es verstärkt darum gehen, als Gemeinschaft den Frei-Lern-Raum aktiv zu gestalten. Dazu wird es wichtig sein, die Rückmeldungen und Bedürfnisse der Beteiligten zu erfassen, um sie für den FLR, aber auch für die Schulgründung fruchtbar zu machen.
Was wir anbieten
Unser Haus bietet folgende Möglichkeiten:
Kochen & Backen
Wir haben eine geräumige Küche. Hier lässt es sich gut zu mehreren kochen und backen. Rezept aussuchen – Einkaufszettel schreiben – Budgetplanung (Rechnen) – fussläufig im Unverpackt oder den nahegelegenen Supermärkten einkaufen – die Mahlzeit zubereiten – gemeinsam essen – aufräumen … vielfältige Möglichkeiten, gemeinsam zu lernen! Genuss garantiert!
Neu gibt es rund ums Thema Essen vielfältiges Material: eine Ernährungspyramide mit magnetischen Lebensmittelkarten zum Zuordnen, eine Übersicht über die gängigen Küchenkräuter sowie Bücher und Projektmappen.
Montessori
Ich habe neu eine Montessori Ecke mit Material zu Buchstaben und Zahlen, sowie mit einer hochwertigen Waage eingerichtet. Unsere mittlere Tochter fängt gerade an zu entdecken, dass sich Wörter aus Buchstaben zusammensetzen. Und sie entwickelt ein reges Interesse an Zahlen und ersten kleinen Rechnungen. Da musste natürlich Material her. Bei Montessori bin ich fündig geworden! Unser Großer kocht und backt sehr gerne. Da ist das genaue Abwiegen fundamental. Ich wollte, dass er Gewicht nochmals anders begreifen kann, als dies mit unserer Küchenwaage möglich ist.
Naturwissenschaften
Ebenfalls neu in unserem Haus ist auch eine Vielfalt an Materialien, um mit den unterschiedlichen Naturwissenschaften forschend und experimentierend Erfahrungen zu machen: ein Elektrobaukasten, ein Baukasten der zu den vielfältigsten Experimenten einlädt und Bücher mit Anregungen zu kleinen Forschungsreisen.
Malen im Malraum inspiriert von Arno Stern
Ein Zimmer im Haus ist ausschließlich dem Malen gewidmet. Inspiriert von Arno Stern hat uns ein Schreiner ein Gestell für 8 Farben gebaut. Jeder Farbe sind Pinsel und ein Wasserbecher zugeordnet. So muss ein Pinsel beim Farbwechsel nicht gründlich ausgewaschen werden. Gemalt wird im Stehen auf grossen Papierbögen, die an der Wand befestigt werden.
Holzarbeiten in der Werkstatt
In einem Anbau befindet sich eine recht gut ausgestattete Werkstatt. Hier kann Holz bearbeitet werden. Wir waren ja im Herbst auf einem vierwöchigen Freilerner Treffen in Spanien. Die dortige Schreinerei war eines der Highlights für die Kinder. Sie haben Schwerter, Kisten, Puppenbetten u.v.m. hergestellt.
Schwimmen & Planschen
Im Dachgeschoss haben wir ein kleines Schwimmbad (5,5m x 2,5 m) mit Gegenstromanlage. Für die Kleinen gibt es hier auch ein Planschbecken. Der große Raum mit zwei offenen Raumduschen eignet sich auch gut für Aktionen wie z.B. Malen mit Körpermalfarben.
Rollenspiele
Ein großes Kinderzimmer ist ausgestattet mit einer Kinderküche, einem Kaufladen, einem Spielhäuschen, einer Verkleidungskiste und mit einem “Piratenschiff”.
Bewegungselemente nach Emmi Pikler
Für die jüngeren Kinder stehen Pikler Dreiecke sowie eine Spielecke mit einem grossen Lego Duplo Sortiment zur Verfügung.
Nähzimmer
In einem Zimmer steht eine Nähmaschine zum Zaubern aus Stoff bereit.
Lesen & Chillen
Ein Bücherregal lädt zum Schmökern und Vorlesen ein. Auf unserem 3 x 2 m großen Bettsofa kann man es sich dazu richtig gemütlich machen.
Elektronische Medien?
Unsere beiden älteren Kinder lieben ihre Tablets. Auf diesen schauen sie Filme und spielen Spiele, z.B. Minecraft. Zur Zeit begrenzen wir ihre Tablet Zeit auf täglich 2 Stunden. Wie wir mit elektronischen Medien umgehen (im Frei-Lern-Raum und in der Freien Schule) wird sicher ein spannender Austausch!
Garten
Im Garten befindet sich ein Weidenhäuschen, ein Sandkasten und eine Feuerschale. Hier kann man Stockbrot machen, Würstchen grillen oder einfach nur Feuer machen. Ein nahgelegener Spielplatz ist über eine Spielstrasse zu erreichen. Die Spielstrasse eignet sich auch für Fahrrad, Roller, Inlineskater etc. fahren.
Einige dieser Bildungsbereiche erfordern durchgehend eine Begleitung durch einen Erwachsenen wie der Malraum, das Schwimmbad, die Werkstatt und die Essenszubereitung.
Die anderen Bereiche stehen den Kindern zu jedem Moment währen des Tages offen.
Was ihr einbringen könnt
Wir freuen uns, wenn ihr kommt und Ideen und Lust etwas zu machen mitbringt. Ihr könnt z.B. einen der obigen Bildungsbereiche begleiten oder einen eigenen Workshop anbieten. Vielleicht hat jemand noch ganz andere Ideen und Fähigkeiten, Ideen können gerne umgesetzt werden
So kann es aussehen
Ihr meldet euch via Facebook (Kommentarfunktion) oder unter SusanneStroppel@KaSu.lu an und teilt mit, welchen Workshop ihr begleiten bzw. was ihr anbieten möchtet. Letzteres ist natürlich kein Muss. Ihr könnt auch einfach kommen, ohne einen Workshop zu begleiten oder anzubieten. Im Vordergrund soll ja das lebendige Miteinander stehen. Zukünftig soll die Anmeldung über Doodle laufen, dazu brauche ich aber eure Hilfe, da ich mit Doodle noch keine Erfahrung habe.
Wenn ihr kommt, finden die Kinder im Eingangsbereich einen großen Papierbogen mit allen Workshopangeboten. Dort können sie sich eintragen, an welchem sie teilnehmen möchten.
Der Essensworkshop bildet die Basis und den wird es immer geben. Das kann einfach eine Brotzeit sein oder etwas gekochtes je nach Lust und Laune. Hier übernimmt ein Erwachsener die Verantwortung dafür dass zusammen mit den Kindern, die das wollen so zwischen 13 und 14 Uhr die hungrigen Kinder und Erwachsene etwas zu Essen bekommen. Vielleicht gibt es noch am Nachmittag ein Dessert.
Alle erhalten einen strukturierten Auswertungsbogen. Dort könnt ihr eure Beobachtungen und Ideen notieren. Es geht darum, auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln, diese zu reflektieren und für den Prozess der Schulgründung nutzbar zu machen.
Lasst uns weitermachen!
Der nächste Frei-Lern-Raum ist am Mittwoch, 24. Januar ab 10:00 Uhr.
Ort: Balthasar-Neumann-Strasse 30, 54292 Trier
In Trier gibt es ebenfalls gerade eine große und sehr aktive Schulgründungsinitiative. Selbstverständlich sind auch die Trierer herzlich willkommen! Es wäre eh schön, die beiden Schulen in enger Vernetzung zu gründen.
Einen guten Start im Neuen Jahr euch allen!
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Seit 8. Oktober nehmen wir am vierwöchigen Worldschool Village in Südspanien teil. 20 Autominuten von der Costa Blanca entfernt im wunderschönen Hinterland befindet sich das kleine Örtchen Benimeli … und drei Fahrradminuten ausserhalb von Benimeli umgeben von Orangenplantagen befindet sich La Yurta de Kurukan. Yolanda und Icidro leben hier mit ihrem kleinen Sohn und haben auf ihrem Grundstück rund um ihr Häuschen ein kleines Paradies erschaffen. Ein Kinderparadies der anderen Art. Nein, hier findet man kein Erlebnisschwimmbad mit imposanten Rutschen, keinen Streichelzoo und keine modernen Spielgeräte. (Wobei ich das alles nicht abwerten will … besuchen wir zuhause auch ab und an und haben unseren Spaß… alles hat seinen Ort und seine Zeit …)
La Yurta de Kurukan, das ist eine mit unglaublich viel Liebe und mit entwicklungspsychologischen Know-how vorbereitete anregende Umgebung für Kinder aller Altersstufen – mit einfachen bis einfachsten Mitteln. Über das Grundstück verteilt finden die Kinder unterschiedliche (Bildungs)Bereiche, in denen sie selbständig tätig werden können. Wobei sie je nach Alter natürlich die Begleitung und Unterstützung von uns Erwachsenen benötigen, um grundlegende Erfahrungen machen und vertiefen zu können. Hier einfach mal ein Ausschnitt der Angebote:
Sandplatz
Der Sandplatz ist ausgestattet mit Holzelementen, aus denen man eine Ritterburg bauen kann sowie mit Gefässen aus Holz. Mir fällt sofort das Fehlen des üblichen Plastksandspielzeuges auf. Dies hat aber – auf meine Nachfrage – keine pädagogische Intention. Wir dürfen unser Plastikzeug einfach beisteuern.
Rollenspielbereich mit Kinderküche und Verkleidungsmaterial
Pool
Der Pool ist ein einfacher Aufstellpool und erfüllt dennoch seinen Zweck. Er bietet herrliche Erfrischung bei der Hitze hier und die Kinder haben viel Spass in ihm.
Schreinerei (hochwertig ausgestattet); diese dürfen die Kinder nur in Begleitung von Icidro nutzen; In den ersten Tagen haben die Kinder hier v.a. Schwerter und Schilde hergestellt. Mir fällt v.a. auf, mit welcher Achtsamkeit und Ernsthaftigkeit die Kinder hier in ihrem Tun begleitet werden. Die Kinder äußern zuerst ihre Wünsche, was sie herstellen möchten und zeichnen dann eine Skizze. Damit sie Icidro auch die Details ihrer Vorstellungen mitteilen können, steht für die deutschsprachigen Kinder Isabel als Übersetzerin zur Verfügung. Icidro begleitet und unterstützt die Kinder engagiert und konzentriert. Er achtet sehr auf eine kindgerechte und doch fachlich korrekte Ausführung der Arbeitsschritte.
Matschplatz: in der tonartigen Erde wurden mehrere ca. 15cm tiefe Gruben ausgehoben; gefüllt mit Wasser entstehen herrliche Matschgruben; die nasse Erde ist formbar; daneben eine Badewanne mit erdigem braunen Wasser, die unsere Jüngste sehr liebt…
Malplatz unter Bäumen: Kleine Tische und Stühle laden zum Malen ein; in Regalen befinden sich unterschiedliches Farbmaterial und Papier; alles beschriftet und gut sortiert. Seit heute gibt es hier auch einen Malort, inspiriert von Arno Stern. Icidro hat das Gestell für die Farben und Pinsel in seiner Wekstatt hergestellt. Dieses Angebot dürfen Erwachsene und Kinder nur zu bestimmten Zeiten und in Anwesenheit von Yolanda nutzen. Für mich ist es eine große Bereicherung einen Malort zu erleben. Neugierig beobachte ich, wie Yolanda die Kinder in ihrem Tun begleitet. Yolanda ist es wichtig, einen geschützten Rahmen herzustellen. Malen dürfen jeweils 3-4 Kinder, alle anderen müssen den Bereich verlassen. Uns Eltern weist Yolanda an, die Kinder ruhig und v.a. bewertungsfrei zu begleiten. Also kein “Oh, wie schön du das gemalt hast” und schon gar kein “Aber die Sonne ist doch gelb”, wenn ein Kind eine grüne Sonne malt. Am besten, die Bilder gar nicht kommentieren. Es ist faszinierend, in diese Atmosphäre einzutauchen und die Kinder in ihrem engagierten, freudigen und konzentrierten Tun zu beobachten.
Bücher- und Ruheecke
Drumherum lädt eine vielfältige Natur zum Entdecken und Spielen ein.
Natürlich ist es hilfreich, dass bei Temperaturen um die 25 Grad und Sonne pur alles draussen stattfinden kann.
Ich habe das Ganze als Kinderparadies beschrieben. Natürlich ist der liebevolle Garten auch für uns Erwachsene ein Wohlfühlort. Ich, die ja eher ein Kochmuffel bin, mag vor allem die Aussenküche. Hier koche ich gerne, die Kinder spielen um mich rum oder helfen. Dabei geniesse ich den herrlichen Blick auf die Berge und den Austausch mit den anderen, die sich um mich tummeln
Ein Ort, den ich noch sehr mag, den ich aber nicht so viel nutzen kann, da ich alleine mit den Kindern hier bin: inmitten des Gartens gibt es eine wunderschöne Jurte (die man auch via Airbnb zum Wohnen mieten kann). Hier finden Workshops für die Erwachsenen statt.
An dieser Stelle nochmal zurück zum Worldschool Village – organisiert von Adrian, Isabel, Jolanda und Icidro. Die Idee ist, dass Freilerner Familien für vier Wochen gemeinsam leben und miteinander und voneinander lernen. Die Kinder sollen unkompliziert Spielkameraden finden (ohne dass wir Erwachsenen Spieldates aufwendig organisieren müssen). Die Erwachsenen finden viele Möglichkeiten des Austauschs mit Gleichgesinnten. Es ist schön, neue Menschen kennen zu lernen und mit jeder Begegnung den eigenen Horizont zu erweitern. Ich genieße v.a. die Atmosphäre der Freundlichkeit und der Achtsamkeit hier.
Yolanda und Icidro, Isabel und Adrian, herzlichen Dank, dass ihr uns diese Erfahrungen hier ermöglicht!
Isabel und Icidro findet ihr auch auf Facebook unter Kurukan, Isabel unter Irabela’s Familia en Movimiento
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Beim Freilernen (i.S.v. Homeschooling = ohne den Besuch einer freien Schule) scheiden sich die Geister.
Für die einen geht das gar nicht. Kinder müssen in die Schule. Sie wachsen sonst isoliert in ihrer Famile auf (die im schlimmsten Fall auch noch religiös onder anders weltanschaulich dogmatisch ist), haben keine Chance außerfamiliäre Gemeinschaft und feste Freundschaften zu Gleichaltrigen zu erleben, werden schöner Erfahrungen wie Klassenfahrten beraubt, erhalten keine solide umfassende Bildung und womöglich keine Schulabschlüsse und damit keine Eintrittskarte in unsere leistungsorientierte Gesellschaft – in letztere kommen sie sowieso nicht rein, weil sie nie gelernt haben, sich einzufügen und auch mal was zu machen, was sie nicht wollen… .
Für die “Non plus ultra Fraktion” ist das Freilernen die einzig wahre Art, wie Kinder artgerecht und gemäß aktueller Erkenntnisse der Gehirn- und Lernforschung aufwachsen können. Nur wenn Kinder frei ihren Interessen und Neigungen nachgehen können, ist es ihnen möglich, ihr Potential zu entfalten und nachhaltig zu lernen. Kinder brauchen nicht unbedingt Kontakt zu Gleichaltrigen, sondern zu Menschen aller Altersgruppen, die zu Ihnen in Beziehung treten. Sie sollen nicht rein in die Leistungsgesellschaft sondern mit Spass und Begeisterung in ihr ganz eigenes Leben.
Mein Herz schlägt – ganz klar – für die Freilerner. “Die” Freilerner gibt es natürlich nicht, genausowenig wie “die” No Go Fraktion. Die skizzierten Extreme gibt es. Die meisten Menschen, denen wir begegnen, haben jedoch einen differenzierten und offenen Blick und für den möchten wir aus eigener Erfahrung auch plädieren.
Dass die allermeisten Schulen weit hinter dem zurückbleiben, was wir heute über die kindliche Entwicklung und über das Lernen wissen, ist ein unbestrittenes Faktum. Das ist tragisch und sollte dringend geändert werden. Dennoch finden viele Kinder auf solchen Schulen ihren Platz und gehen ihren Weg. Was aus meiner Sicht wirklich kritikwürdig ist, ist dass zu viele Kinder auf Schulen scheitern und Erfahrungen machen, die ihnen und ihrer Entwicklung zutiefst schaden. Kinder, die “eigen” sind, vor welchem Hintergrund auch immer, und da nicht reinpassen. Die aber passend gemacht werden – zumindest wird das versucht. Diese Kinder leiden an Schule und erleiden einen existentiellen Schaden. Sie erfahren ständig, dass sie nicht richtig sind und dass sie anders sein sollten.
Aber auch das Freilernen hat seine Schattenseiten – oder sprechen wir hier lieber positiv von “Herausforderungen “. Wie das immer so ist mit der Freiheit – sie will gestaltet werden. Manchmal wünsche ich mir, unsere Kinder gingen in die Schule und in den Kindergarten… damit wäre unser Leben gefüllt. Wenn sie dann noch in einen Verein gehen, dann ist der Alltag strukturiert und man muss sich nur noch um die Ferien kümmern. Zuerst ging unser Sohn nicht mehr zur Schule, dann wollte unsere Tochter auch nicht mehr in den Kindergarten. Sie sah glaube ich einfach nicht ein, warum sie als Einzige das Haus verlassen sollte. Plötzlich waren alle drei Kinder zuhause – immer! … und mir dämmerte so langsam … Freilernen bedeutet nicht, dass ein Kind halt nicht zur Schule geht, sondern es betrifft uns als ganze Familie. Es bedeutet eine Veränderung unserer Lebensform. In Trier war der Alltag für mich unbefriedigend. Die meisten anderen Kinder sind tagsüber in Institutionen, die Erwachsenen arbeiten ausser Haus. Da war es tatsächlich schwierig, dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder ausreichend Spielkameraden treffen. Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass Kinder hauptsächlich vielfältige Kontakte zu Menschen aller Altersstufen brauchen, so sehe ich doch, dass v.a. unser Sohn aufblüht, wenn er mit etwa Gleichaltrigen spielen kann. Und ich bin nicht unbedingt diejenige, der der Alltag viel Freude macht. Viel zuhause sein, einkaufen, kochen, gärtnern, das Haus gestalten, Ausflüge planen, den Tag strukturieren … erfüllt micht nicht. Ich kenne tolle andere Mütter, die das mit Hingabe machen und habe eine Zeit lang aus echter Bewunderung heraus so versucht zu sein, wie sie. Aber das hat nicht funktioniert. Wie es ja eigentlich nie funktioniert, wenn man versucht, andere zu kopieren.
Zur Zeit probieren wir das Reisen aus. Jetzt gerade sind wir mit unserem Wohnmobil am spanischen Mittelmeer. Die Fahrt hierher über die Ardeche und entlang der französischen Mittelmeerküste hat Spass gemacht. Wir haben atemberaubende Landschaften genossen und untertwegs erlebt man immer was. Die Kinder machen vielfältige Erfahrungen und lernen viel. In drei Tagen fliegt Karin nach Hause und ich besuche mit den Kindern hier ein internationales vierwöchiges Freilerner Treffen. Darauf freue ich mich schon sehr und werde sicher berichten.
Aber noch einmal zurück explizit zum Freilernen. Wir leben das sogenannte Unschooling, d.h. wir unterrichten unsere Kinder nicht. Unsere Kinder gehen ihren Interessen und Vorlieben nach und wir begleiten und unterstützen sie dabei. Und wir sorgen für eine anregende Umgebung, in der die Kinder vielfältige Erfahrungen machen und neue Interessen entdecken bzw. vorhandene Interessen erweitern und vertiefen können. Das Beitragsfoto oben z.B. zeigt eine Kaktusfeige. Auf Gomera haben wir gelernt, wie man diese von ihren unzähligen feinen Stacheln befreit und sie zubereitet. Als wir dann diese Früchte auf einem Campingplatz hier in Spanien entdeckt haben, hatten die Kinder viel Spass, sie zu pflücken und gemeinsam verzehrfertig zu machen.
Der (Selbst)Bildungsprozess der Kinder ist ein individueller. Die gelernten Inhalte und Kompetenzen sind mit dem Wissensstand von Schulkindern nicht direkt vergleichbar. Das erfordert von uns Eltern viel Vertrauen in die Kinder. Es gibt jedoch viele Erfahrungen mit inzwischen erwachsenen Freilernerkindern. Sie sind in der Lage, jeden Schulabschluss via externe Prüfung zu machen und bereiten sich selbständig auf diese vor. Haben Jugendliche einen bestimmten Berufswunsch, sind sie dazu hochmotiviert. Universitäten (hierzu gibt es v.a. Erfahrungen aus den USA) schätzen oft Studierende, die ehemals Freilerner waren. Professor/innen nehmen diese oft als überdurchschnittlich engagiert und eigenständig wahr.
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Weil wir immer wieder nach (unseren) Grundlagen des freien Lernens gefragt werden, hier ein Beitrag dazu, den wir der Internetseite der Freien Schule Wendland entnommen haben (mit freundlicher Genehmigung derselben). Freies Lernen kann nämlich durchaus auch an Schulen stattfinden, wenn die Kinder dort eine anregende Umgebung finden, in der sie frei ihren eigenen Interessen und Impulsen nachgehen können.
Freies Lernen – Was ist das?
Lernen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Kinder kommen mit einer angeborenen Neugier und einer tiefen Lust auf Leben auf die Welt. Zu lernen ist eine natürliche Beschäftigung des Kindes: Vom Moment der Geburt an beginnen Kinder, die Welt zu erforschen und zu verstehen und entwickeln in atemberaubender Geschwindigkeit sprachliche, motorische und geistige Fähigkeiten. Dabei folgen sie einem natürlichen inneren Bedürfnis, einer angeborenen Neugier und einem organischen Entfaltungsprozess, der ihr ganzes Leben andauern wird.
„Wüchsen die Kinder in der Art und Weise fort, wie sie sich andeuten, so hätten wir
lauter Genies!“ Johann Wolfgang von Goethe, Poet
Kinder sind berühmt für ihren Wissensdurst -“Warum?“ und „Wie?“ sind ihre Lieblingsfragen. Der natürliche Lernprozess folgt dabei den Interessen und Fragen des Kindes und hat seinen eigenen Rhythmus. Kinder lernen zu unterschiedlichen Zeiten Sprechen und Laufen, Schreiben und Fahrradfahren – und wenn sie es lernen, dann meist sehr schnell und mit oft erstaunlicher Leichtigkeit. Dieser Prozess kann von den Eltern gefördert, aber nicht wesentlich beschleunigt werden. Während eine selbstbestimmte Entwicklung in den Kleinkind-Jahren noch relativ selbstverständlich
ist, findet sie mit dem Eintritt in die Schule oft ein jähes Ende. Plötzlich soll bestimmtes Wissen zu vorgeschriebenen Zeiten gelernt und abgerufen werden – ungeachtet der Interessen und der inneren Impulse des Kindes. Gelingt es dem Kind nicht, diesen Anforderungen zu entsprechen, wird es mit Tadel und schlechten Noten bestraft.
Freies Lernen – bestätigt durch Hirnforschung
Dies widerspricht nicht nur dem natürlichen Lernprozess des Kindes, sondern auch sämtlichen modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, wie Lernen funktioniert. Dank neuer neurobiologischer Forschungen wissen wir mittlerweile, wie der Mensch am Besten lernt: in einer entspannten Atmosphäre von Faszination, Neugier und Begeisterung, frei von Druck. Lernen funktioniert dann am Besten, wenn es den eigenen Interessen des Kindes entspricht und mehr den Charakter von Entdeckung, Rätsel-lösen und Spiel hat, als von Zwang und harter Arbeit. Es sind die positiven Emotionen, die zu einer dauerhaften und nachhaltigen Verankerung von Wissen führen.
Angst, Druck und Stress hingegen machen es dem Gehirn nicht nur fast unmöglich, Wissen aufzunehmen, sie rauben dem Kind auch langfristig das Gefühl für die eigenen Fähigkeiten und Interessen. Freies Lernen geht darum davon aus, dass auch der Lernprozess in der Schule sich an den individuellen Interessen des Kindes orientieren sollte und Druck, Angst und Bewertungen in der Schule keinen Platz haben. Wenn Kinder ihren eigenen Interessen, Fragen und Impulsen folgen dürfen, lernen sie schneller, leichter und nachhaltiger. Wissen ist nicht etwas, das per Zwang
verabreicht werden kann, sondern etwas, das aus der eigenen Neugier und dem Forschungsdrang des Kindes erwächst.
„Wissen, dass unter Zwang erworben wird, hat keinen Halt im Geiste. Darum wende keinen Zwang an, sondern lass die Bildung eine Art Vergnügen sein – du wirst so viel besser imstande sein, die natürliche Veranlagung des Kindes zu erkennen. “Plato, Philosoph
Dass dieser Ansatz tatsächlich funktioniert, beweisen nicht nur aktuelle wissenschaftliche Forschungen, sondern auch beeindruckende Erfahrungen auf der ganzen Welt. Forscher aus verschiedensten Disziplinen betonen immer deutlicher, dass das konventionelle Schulsystem ein Relikt der Vergangenheit darstellt und mit der Arbeitsweise unseres Gehirns absolut nicht zuvereinen ist. Es widerspricht allem, was wir heute über Menschen und das Lernen wissen, weshalb es eine unnötige und beinahe unethische Zumutung ist, unsere Kinder weiter so einem System
auszusetzen. Aktuelle Studien und Umfragen zeigen, dass immer mehr Schüler unter Stress und Versagensängsten leiden. Wie anders könnte die Entwicklung unserer Kinder und auch der Gesellschaft als Ganzes verlaufen, wenn die Schulzeit nicht eine Zeit ist, die von Druck und Ängsten geprägt ist, sondern von Faszination, Entfaltung, Neugier, Freiheit und Abenteuer?
Quelle: Freie Schule Wendland
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Wir waren auf dem Schulfrei Festival. Das ist das große jährliche Treffen der Freilerner in Deutschland. Ein herzliches Dankeschön an die Organisator/innen für 4 wundervolle bunte Tage! Immer wieder eine schöne Erfahrung Orte zu finden, an denen die eigene Lebensrealität selbstverständliche Normalität ist. Die ersten Menschen, die wir dort treffen, sind überraschend Freunde, die wir auf Gomera kennen gelernt haben. So treffen wir und unsere Kinder bei unserem unsteten Lebenswandel doch immer vertraute Menschen wieder und Kreise schließen sich, um sich wenige Tage später wieder zu öffnen … . Wir lernen neue Freunde hier kennen, die Kinder finden schnell Spielkamerad/innen. Gemeinsam genießen wir das bunte Treiben auf dem Festivalgelände mit Workshops für Groß und Klein, Vorträgen und Musik. Ich besuche einen Vortrag über die Conlara Schule – eine Fernschule für Freilernerkinder und ein Treffen der Familien, die viel reisen. Letztere organisieren sich nun via WhatsApp, um sich schnell und unkompliziert gegenseitig zu informieren, wo auf der Welt man gerade steckt. So soll es möglich werden, auf Reisen andere Familien zu treffen. Abends am Lagerfeuer sitzen wir bei einer Familie, die mit ihren vier Kindern ein Jahr auf Weltreise war … viele neue Impulse für uns Erwachsene und für unsere Kinder … den eigenen Horizont erweitern, immer mal wieder den Blick über den Tellerrand wagen … das ist, was ich am meisten am Reisen schätze!
Nach dem Schulfrei-Festival in Brandenburg machen wir uns mit unserem Womo auf den Weg in den Süden. Ich möchte mit den Kindern von Anfang Oktober bis Anfang November an einem Worldschooling Treffen in Südspanien teilnehmen. Darüber werde ich sicher auch berichten – klingt nämlich spannend … . Karin hat 3 Wochen Urlaub und begleitet uns auf der Reise, um dann zurück zu fliegen. Im Moment sind wir auf einem wunderschönen Campingplatz an der Ardeche in Südfrankreich. Unsere Mittlere hat direkt eine Freundin gefunden und zieht mit ihr über den Platz, unsere Jüngste genießt es endlich wieder nackt durch den Tag gehen zu können und unseren Großen begeistert der Stromanschluss für sein Tablet. So unterschiedlich die Grundbedürfnisse unterschiedlicher Altersstufen … .
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