Dass uns zur Zeit die Zusammenarbeit von Eltern und pädagogischen Fachkräften interessiert, darüber haben wir in unserem letzten Blogbeitrag Eltern in der Kita – von der klassischen Elternarbeit zur Erziehungspartnerschaft geschrieben. Und dass wir uns in den Elternausschuss der Kita unseres Sohnes (und bald auch unserer Tochter … ) haben wählen lassen, um einen guten Rahmen für unser Engagement zu haben.
Nun war die erste Sitzung des neuen Elternausschusses. Dieser ist dieses Jahr erfreulich gut besetzt – 10 Mütter und ein Vater haben sich wählen lassen, um sich für die Kita zu engagieren und an dem, was dort passiert, teilzuhaben. Das ist toll. Viele Menschen können gemeinsam einfach viel bewegen. So ist das.
Karin und ich haben haben ein bisschen davon erzählt, was uns zum Thema Erziehungspartnerschaft bewegt und beschäftigt. Uns geht es um eine enge Zusammenarbeit von Eltern und Erzieher/innen. Diese Zusammenarbeit kann nur fruchtbar sein und – zum Wohl des Kindes – ihr ganzes Potential entfalten, wenn sich Eltern und Erzieher/innen gut kennen. Eine vertrauensvolle und respektvolle Beziehung braucht Zeit zu wachsen und beginnt mit der ersten Begegnung. Somit kommt jedem Aufnahmegespräch, jeder Tür- und Angel Begegnung, jedem Elternabend, jedem Fest und jedem Entwicklungsgespräch eine große Bedeutung zu. Jedes Mal machen die Eltern eine Erfahrung mit der Kita und mit den dort tätigen Mitarbeiter/innen. Erleben die Eltern: “Ich fühle mich wohl und willkommen”, “Ich fühle mich wahrgenommen als der Mensch, der ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinen Interessen, mit meiner Lebenssituation “, “Die Erzieher/innen interessieren sich für meine Erziehungsziele und -werte”, “Die Erzieher/innen interessieren sich dafür, wie ich mein Kind wahrnehme und erlebe”, “Ich erlebe mich als wertvoller Teil der Kita-Gemeinschaft” …, dann wächst eine vertrauensvolle Beziehung. Machen die Eltern gegenteilige Erfahrungen, werden sie misstrauisch, vorsichtig und unsicher. Viele gehen dann auf sichere Distanz. Die Begegnungen sind dann geprägt von formaler Korrektheit und einer gewissen Oberflächigkeit. Was einen wirklich bewegt und beschäftigt, wird nicht geäußert.
Das ist jetzt die Elternperspektive. Spannend wäre es zu erfahren, was Erzieher/innen von Eltern, vielleicht auch von der Leitung / vom Träger brauchen, um zu Eltern eine lebendige und authentische Beziehung aufzubauen.
Weil uns die Perspektive der pädagogischen Mitarbeiter/innen sehr interessiert – und weil es ohne sie sowieso nicht geht! – haben Karin und ich die Idee eingebracht, eine Projektgruppe “Erziehungspartnerschaft” zu gründen. Diese Projektgruppe setzt sich idealerweise aus Eltern und Erzieher/innen zusammen, trifft sich ca. alle 6 Wochen für ein paar Stunden und setzt sich zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Familie und Kita zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Unsere Idee stieß auf Interesse und auf eine große Offenheit. Dafür – und für das Vorschussvertrauen – möchten wir uns ganz herzlich bei den Anwesenden des Elternausschusses bedanken. Spontan haben die Leiterin der Kita und eine Mutter ihre Mitarbeit an der Projektgruppe zugesagt. Das ist toll.
Wir werden nun in einem nächsten Schritt einen Brief formulieren, um Eltern und Erzieher/innen das Projekt “Erziehungspartnerschaft” vorzustellen und um sie einzuladen, an der Projektgruppe mitzuarbeiten. Wir werden auch Eltern persönlich ansprechen und einladen mitzumachen.
Parallel dazu werden wir die Rubrik “Erziehungspartnerschaft” unseres Blogs dazu nutzen, den Prozess zu dokumentieren. Erzieher/innen und Eltern “unserer” Kita können die Kommentarfunktion nutzen, um sich einzubringen oder gerne auch Gastbeiträge schreiben. Auch Beiträge “externer” Eltern und Fachkräfte sind herzlich willkommen.
Soweit erst mal zum Stand der Dinge.
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Liebe Susanne , liebe Karin,
euer Engagement ist ein (heute) seltenes Unterfangen, welches sich für mich sehr abhebt von dem was ich oft erlebe: hohe Erwartungen an die Fachkräfte, viel Beschwerden, selten Lob – vielfach auch ausgelöst durch Bildungspolitik welche den Eltern erzählt was der Kindergarten alles leistet/leisten soll – und das mit dem Personal(mangel). Für die Politik geht Quantität vor Qualität auch wenn sie gerade wieder das Gegenteil behaupten in den neuesten Stellungnahmen.
Früher nannte man das was ihr anregt, Erzieherinnen und Eltern gemeinsam für ihre Kinder, “Elterninitiative” und ich bin sehr gespannt darauf wie es sich weiterentwickelt.
LG tina
Liebe liebe Tina,
ganz herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und für die ausgedrückte Wertschätzung darin. Es tut so gut, wahrgenommen zu werden – und ja, das kommt sicher auch für die pädagogischen Fachkräfte der Einrichtungen, die unter oft schlechten Bedingungen ihr Bestes tun, viel zu kurz. Auch in “unserer” Kita sind die Erzieher/innen und die Leitung hoch engagiert für das Wohl der Kinder – und sie schützen die Kinder zum Glück vor dem Leistungsdruck, der von außen an sie herangetragen wird. Die Kinder dürfen viel einfach frei spielen – in einer liebevollen und anregungsreichen vorbereiteten Umgebung. Dafür sind wir sehr dankbar.
Ganz liebe Grüße an Dich,
Susanne
Liebe Karin, liebe Susanne,
vielen Dank für Euren Bloc. ich konnte nun heute endlich den ersten Text zu Erziehungspartnerschaft öffnen (weiß auch nicht warum das bisher nicht ging) und ich stimme euch in allem zu.
Wie ich ja schon das letzte mal kurz schrieb, arbeite ich jetzt seit dem 1.11. wieder im bereich Schule als Sonderpädagogin.
Ich werde mit einer kollegin gemeinsam im januar mit eienr ersten familienklasse in eienr Grundschule beginen.
Familienklasse ist eine Form von Multifamilientherapie bzw. arbeit, die ich bisher im KJP Bereich kennenlernte und auch erprobt habe und nun machen wir das im Kontext Schuele. es kommt aus der systemischen Familientherapiearbeit und aht auch die grundlegenden Haltungen, wie ihr sie für Erziehungspartnerschaft beschreibt.
Ihr könnt euch vorstellen, dass all dies im Kontext Schule noch mehr Neuland ist – Eltern wertschätzend und auf Augenhöhe zu begegnen, sie als Teil der Lösung zu sehen und nicht als Teil des Problems und als wirkliche ExpertInnen für die Kinder. All dies fällt Lehrkräften doch noch sehr schwer.
ich bin davon überzeugt, dass auch Schule diesen Paradigmenwechsel machen muss, gerade vor der Herausforderung inklusive Schule machen zu wollen.
Ich danke euch sehr, dass ihr diesen Bloc betreibt und vielleicht kommt es ja noch mal zu einer Zusammenarbeit.
MFA (Multifamilienarbeit) gibt es in Dänemark auch im KitaBereich.
ganz liebe Grüße an Euch und habt eine schöne Weihnachtszeit, Zeit zwischen den Jahren und einen guten Anfang 2015
Lisa
Liebe Lisa,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das klingt ja super spannend was du da machst. Ich gebe dir Recht, dass die Erziehungspartnerschaft in der KiTa nur ein Anfang sein kann, der dann in Schule fortgesetzt werden muss. Uns fällt auf, dass es gar nicht so leicht ist de Paradigmenwechsel in Worte zu fassen. Oder deutlich zu machen was diese andere Haltung ausmacht und wie sie sich unterscheidet. Aber das ist alles sehr spannend ….
Dir auch eine gute Zeit
Karin u Susanne