Mich (Karin) freut einerseits, dass debattiert, diskutiert und gestritten wird, das ist etwas was mir in Luxemburg so lange gefehlt hat. Deshalb möchte ich auch einen kleinen Beitrag, meinen Gesichtspunkt, in die Diskussion einbringen.

Es geht um ein Modell oder zwei von Familie, als ob es nur die zwei Extreme gäbe. Entweder wird die Frau als Mutter zuhause bei ihren 3 oder 4 Kindern imaginiert, die glücklich voll und ganz in dieser Aufgabe aufgeht, oder es wird die Karrierefrau beschrieben, die 50 und mehr Stunden arbeitet und ihre Kinder abgibt, ja vernachlässigt.

Meiner Ansicht nach entspricht beides nicht der Realität. Alle Mütter müssen Entscheidungen treffen: Ob, wann und wie und wie lang und ab welchem Alter die Kinder von wem betreut werden. Und diese Entscheidungen sind nie leicht und meist sind es Kompromisse, die nicht gut sind, sondern bestenfalls tragbar. Jede Entscheidung, die getroffen wird hat Konsequenzen. So ist es nun mal. Nur eins darf nicht passieren, dass negative Konsequenzen den Kindern aufgebürdet werden.

Was mir aber in der Debatte fehlt ist immer noch das Kind. Was klar sein sollte ist, dass die Eltern, nachdem sie eine Bindung zu ihrem Kind aufgebaut haben (also nach einem guten Jahr) auf das Kind schauen sollten. Was ist das für ein Kind, wie reagiert das Kind auf Unruhe und Lärm? Wie reagiert das Kind auf andere Menschen? Ist das Kind für eine Krippe geeignet oder wäre es besser bei einer Person und in einer kleineren Gruppe also bei einer Tagesmutter/ Tagesvater aufgehoben? Oder ist mein Kind einfach noch nicht so weit, dass überhaupt schon eine Fremdbetreuung in Frage kommt? Danach können die Eltern eine Entscheidung treffen, was für ihr Kind Sinn macht.

Eins ist mir wichtig:  Wenn Erwachsene sich entscheiden, Kinder zu haben, dann haben sie auch die Verantwortung, genau diese Abwägungen zu treffen. Das ist nicht leicht und manchmal irrt man sich auch. Egal wie, das was wir als Eltern tun hat Konsequenzen, die da sein können: Ein  Elternteil sucht eine andere Arbeit, die vielleicht weniger weit weg vom Wohnort ist. Ein Elternteil gibt seinen Wunsch in den nächsten Jahre einen Karrieresprung zu machen auf, sucht eine Teilzeitstelle oder gibt seine Stelle auf. Hier gibt es finanzielle Konsequenzen zu tragen. Gegebenenfalls einen Modus der späteren Absicherung zu finden. Alles schwierige Entscheidungen. Wenn aber das Kind z.B. eher schwächlich ist, es vielleicht zu früh auf die Welt kam oder es ein Kind ist, was sehr schnell aus der Balance gerät, dann sind diese Entscheidungen nötig, richtig und wichtig.

Oder man entscheidet sich für eine Fremdbetreuung und sucht nach einer qualitativ guten Krippe oder Tagesmutter (immer noch lässt die Qualität in vielen Fremdbetreuungseinrichtungen zu wünschen übrig). Schwierige Entscheidungen auch hier. Hier liegt die Schwierigkeit nicht im Bereich der Finanzen. Die Konsequenzen hier sind: weniger Zeit mit dem Kind zu verbringen, vielleicht Entwicklungsschritte nicht im familiären Rahmen zu erleben, zu erleben, dass fremde Menschen mein Kind schon sehr früh prägen. Vielleicht auch die Frage, ob man dem Kind nicht zu viel zumutet. Die Konsequenz ist hier ggf mehr Organisationsaufwand und mehr Stress. Wenn das Kind sich aber gut entwickelt und die Eltern durch den beruflichen Ausgleich zufriedener sind, dann ist auch das eine gute und richtige Entscheidung.

Und vor allem kommt man beim ersten Beispiel vielleicht nach einem Jahr zu der Entscheidung doch wieder mehr  erwerbstätig zu sein und im zweiten Beispiel vielleicht zu der Entscheidung doch beruflich zurückzuschalten, weil es sich eben anders entwickelt hat. Ja so ist das Leben und vor allem das Leben mit Kindern. Es ist eben nicht alles durchplanbar und es kommt eben oft anders als erwartet. Wenn die Eltern sich die Freiheit nehmen und das Kind und seine Entwicklung in den Fokus zu stellen, dann werden sie gute Entscheidungen treffen, egal wie die aussehen und egal wie irgendwelche anderen das finden.

Aber ehrlich gesagt, hat schon mal irgendjemand behauptet es wäre leicht und ginge völlig reibungslos. So ist das Leben eben und vor allem, so ist ein Leben mit Kindern. Wunderbar aufregend, manchmal anstrengend, oft weiss man nicht ob man das Richtige getan hat und manchmal weiss man, dass es falsch war. Aber immer wird es lebendig sein und solange es so ist, ist es gut.

Ich wäre froh wenn erstens in den Diskussionen mehr von den Kindern aus gedacht wird, und zwar von dem, was wir wirklich wissen. Hier sind wir Fachleute gefragt, das einzubringen und auch deutlich zu machen, wo wir von gesichertem Wissen ausgehen und wo wir unser persönliche Meinung kundtun.

Was also diskutiert werden sollte: Wie können Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Eltern die primäre Bindung zu ihren Kindern aufbauen können. Wenn das gewährleistet ist, können wir uns über Modelle der Fremdbetreuung unterhalten. Was es hier dringend braucht ist ein Qualitätsschub, gar eine Qualitätsoffensive!

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