Letztens erzählte uns ein befreundeter Papa folgende Begebenheit im Kindergarten seines jüngsten Kindes.
Der Vater holte seinen Sohn im Kindergarten ab. Ein Mädchen näherte sich ihm und fragte:“Wer bist du?“ Darauf der Vater: „Ich bin der Papa von Paul[i].“ Das Mädchen sagte darauf hin. „Der Papa von Paul ist doch der große dicke Mann.“ Pauls Papa antwortete: „Ich bin der andere Papa.“ Das Mädchen stürmte darauf hin zu Paul und rief: „Dein anderer Papa ist da“. Seit dem ist im Kindergarten klar: Paul hat einen Papa und einen anderen Papa. So einfach ist das.
Ich finde diese Anekdote so toll, weil sie deutlich macht, dass die Kinder die Dinge so nehmen wie sie sind. Paul hat eben zwei Papas. Punkt. Mehr muss dazu gar nicht gesagt werden. An dieser Stelle würde jedes Thematisieren der Familiensituation von Paul über das Ziel hinausschießen.
In Bilderbüchern zum Thema Regenbogenfamilien findet sich leider all zu oft noch dieses Problematisieren anstelle eines einfachen gleichwertigen Darstellens. So in dem Buch “Ina und der verschwunden Wurm”.[ii] Hier hat ein Mädchen, das mit zwei Mamas lebt, einen Regenwurm verloren und sucht ihn im ganzen Haus bei den anderen Mietern. Doch irgendwann kommen zwei Seiten, in denen die vermeidlich besondere Lebenssituation von Ina problematisiert wird. Wohlgemerkt – es handelt sich um ein Bilderbuch – also für die Altersgruppe der 2-5 jährigen.
Eine löbliche Ausnahme bildet da das Buch „König und König[iii]“. In diesem soll ein junger Prinz heiraten. Am Ende der Brautschau verliebt er sich in einen anderen Prinzen, heiratet diesen und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Für Kinder ist ja erst mal alles was sie sehen, erleben etc. normal, bzw. alles ist Neu und alles ist Möglich. Dass es einen Nikolaus gibt, der einmal im Jahr Geschenke bringt wird genauso selbstverständlich angenommen, wie die Nachbarn, die ein Kamel im Garten haben oder das Mädchen mit den zwei Papas. Die Zeit des Problematisierens oder besser des weiteren Besprechens kommt erst, wenn die Kinder fragen. Und dann wie bei allen anderen Themen auch auf kindlichem Niveau mit kurzen Erklärungen.
Auf die Frage warum Paul zwei Papas hat, können sie folgendermaßen reagieren: „Weißt du, es gibt eben Menschen die sind anders. Also meist ist es so, dass ein Mann und eine Frau, sich kennen lernen. Oder nein lass es mich anders erklären, also bei den Bienen ist es so….. Gähn – das Kind ist schon längst über alle Berge, ohne eine Antwort erhalten zu haben.
Erstmal würde ja folgende Erklärung reichen: „Einige Kinder haben zwei Papas oder Mamas. Andere haben nur eine Mama und andere eine Mama und einen Papa.“ Und wenn dann noch Nachfragen kommen, kann man ja weiter reden, etwa wer gehört noch zur Familie, wie ist es bei dir, wie ist es bei Anna…
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