Maria Montessori hat den Spruch „Das Spiel ist die Arbeit des Kindes“ geprägt. Einem inneren Fahrplan folgend sorgen die Kinder dabei selbsttätig für ihre Entwicklung. Die moderne Pädagogik spricht von Selbstbildungsprozessen. Im Rahmen ihrer Selbstbildung wählen die Kinder genau diese Tätigkeiten bzw. Spiele, die ihnen gerade besonders weiterhelfen, einen anstehenden Entwicklungsschritt zu gehen und eine Fähigkeit zu entwickeln. Selbstbildungsprozesse folgen einem inneren Fahrplan. Dieser innere Fahrplan des Kindes ist viel weiser als pädagogische Wochenpläne. Der innere Fahrplan weiß viel besser, was das Kind gerade braucht, welche Erfahrungen es machen muss, damit es in seiner Entwicklung voranschreiten kann. Deshalb ist es günstig, wenn Erwachsene mit pädagogischen Angeboten einen zurückhaltenden Umgang pflegen. Einen Input zu geben ist o.k. – dann aber offen sein für das, was das Kind mit dem Input macht. Ein eindrückliches Erlebnis hatte ich dazu im Sommer mit unserer damals ca. 15 Monate alten Tochter. Über Wochen war sie hauptsächlich damit beschäftigt, Flaschen und andere Behältnisse auf- und wieder zuzuschrauben bzw. dies zu probieren. Eines schönen Sommertages wollte ich ihr eine Freude machen und bin mit ihr zum Kornmarkt in Trier gefahren. Dort gibt es ein tolles Wasserspiel und an heißen Tagen immer jede Menge Kinder. Es kam, wie es kommen musste … . Wir saßen am Rand des Wasserspiels, Mariella hat aus meiner Tasche die Plastikwasserflasche geangelt und sich damit eine Stunde lang konzentriert beschäftigt. Über die Flasche gab es einen schönen Kontakt zwischen uns. Sie, die Wasserratte, hat das Wasser ignoriert und auch die anderen Kinder. Dann sind wir wieder nach Hause geradelt. So sieht sie aus – die konsequente Einhaltung des inneren Fahrplans. Und so sieht es aus – das Spiel, die Arbeit des Kindes.
Für die meisten Erwachsenen ist es selbstverständlich, ihren Arbeitsplatz übersichtlich einzurichten und ihn mit dem notwendigen Werkzeug zu bestücken – sei es die Küche zuhause, die Schreinerwerkstatt oder das Büro. Ein gut vorbereiteter Arbeitsplatz erleichtert die Arbeit. Wir legen großen Wert darauf, die Spielbereiche unserer Kinder bewusst zu gestalten und zu pflegen. Unser Ziel ist es, unseren Kindern eine anregungsreiche und vielfältige Umgebung anzubieten, in der sie ihren persönlichen Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten entsprechend tätig sein können. Wichtig ist uns dabei eine Grundordnung im Raum – der Spielbereich ist in unterschiedliche Funktionsbereiche unterteilt, das jeweilige Spielmaterial hat einen festen Platz, so dass sich die Kinder merken können, wo was zu finden ist. Kisten/Schubladen/Körbe sind mit Fotos versehen, so dass für die Kinder der Inhalt sichtbar ist.
Wir haben das Glück, in unserem Haus einen ca. 70 qm großen Lebensraum zu haben, in dem neben Küche, Essplatz und Sofaecke ein großer Spielbereich für die Kinder (ca. 20qm) Platz findet. Unvorbereitete Besucher sind manchmal etwas irritiert und äußern sich skeptisch in Richtung, ob das nicht zu viel des Guten sei und da sehe man ja gleich, wer hier im Mittelpunkt stünde. In unserem Erleben ist das Gegenteil der Fall. Die Integration des Spielbereiches in einen Lebensraum für alle ermöglicht uns Erwachsenen, in Anwesenheit der Kinder unsere Dinge zu tun – am Laptop zu arbeiten, auf dem Trampolin zu trainieren, zu kochen … . Die gut vorbereitete Spielumgebung erleichtert uns Eltern den Alltag, da die Kinder selbständig und unabhängig von uns arbeiten können. Letztgenanntes ist natürlich altersabhängig – die Kleine schafft es mit ihren 19 Monaten immerhin schon ganz gut, sich bis zu einer halben Stunde am Stück alleine zu beschäftigen. Wenn sie satt an Aufmerksamkeit und Essen ist und in einer frischen Windel steckt, geht das ganz gut. Wichtig ist, dass wir „da“ sind = im Raum und auch für sie ansprechbar. Der Große steht oft morgens auf und verschwindet erst mal für eine Stunde in seiner Bauecke. Die befindet sich auf einer Holzplatte, die wir über zwei Gästebetten gelegt haben. So ist eine zweite Ebene im Spielbereich entstanden, was die Kinder toll finden – und wir haben Platz für Gäste.
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